Beim Büro zählt nicht mehr nur die Lage
Büroimmobilien
Jetzt zählt nicht mehr nur die Lage
Von Wolf Brandes
Wer sich in der 45. Etage im „Tower“ genannten Hochhaus in Frankfurt nahe der Messe umschaut, kann den Wandel der Bürowelt nicht übersehen. Flexible Raumarchitektur, Besprechungsinseln, zeitloses Mobiliar, das gleich mit dem Raum gemietet wird. Herkömmliche Einzelzimmer und Großraumbüros gibt es in der Musteretage des Wolkenkratzers nicht.
Das traditionelle Büro gehört der Vergangenheit an und damit auch viele Gewissheiten über den Büroimmobilienmarkt. Eine Person, ein Arbeitsplatz – diese Gleichung wird der Vergangenheit angehören. Im Tower 185, so die genaue Adresse, zeigt die Offenbacher Firma Raumagentur („Ihr Experte für New Work“), wie man pro 100 Mitarbeiter mit 60 oder 70 Arbeitsplätzen auskommt.
ESG, ESG, ESG
Neue Konzepte und ein anderer Flächenbedarf haben massive Auswirkungen auf die Nachfrage nach Büroräumen. Am Frankfurter Immobilienmarkt, gemessen an der Einwohnergröße wohl der dynamischste in Deutschland, sieht man diese Veränderungen besonders stark.
Gefragt sind überwiegend moderne Büros in zentraler Lage, wobei es nicht mehr nur auf „Lage, Lage, Lage“ ankommt, sondern die Formel heißt immer häufiger „ESG, ESG, ESG“. Sofern Lage und Qualität stimmen, sind Spitzenmieten von 50 Euro pro Quadratmeter nicht mehr weit. Viele Kennzahlen für die Marktentwicklung bei nachhaltigen Gebäuden in bester City-Lage gehen nach oben. Trübe dagegen ist die Stimmung oft an B-Standorten und in Randlagen. Hier warten marode Gebäude darauf, in Wohnungen oder Schulen umgewandelt zu werden. Nachfrage gibt es nach beiden Nutzungsarten, doch der Aufwand für Umbauten ist immens.
Markt fällt auseinander
Nicht nur in Frankfurt sind die Immobilienmärkte gespalten, und zwar zwischen hoher Qualität, nachhaltig und teuer – und dem Rest. Bei Immobilien war es schon immer schwierig, von einem Markt und einem Preis zu sprechen. Doch mit der Entwicklung im Bereich Büro und mit dem Auseinanderfallen von Lage und Qualität werden generelle Aussagen über den Immobilienmarkt immer schwieriger.