Das neue Nachhaltigkeitsreporting wirft seine Schatten voraus
Neue Berichtspflicht wirft Schatten voraus
PwC analysiert Umsetzung der EU-Richtlinie zur Nachhaltigkeitsberichterstattung
hek Frankfurt
Die neuen Vorgaben zur Nachhaltigkeitsberichterstattung von Unternehmen wirken sich bereits aus. Das zeigt eine Analyse der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC Deutschland. 59% der Befragten hätten erklärt, dass die europäische Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) schon heute operative Entscheidungen beeinflusst. Nur bei knapp einem Viertel der Unternehmen sei das nicht der Fall, etwa jede siebte Firma sei sich unsicher bei dieser Frage.
Technisch komplex
Für viele Unternehmen greifen die neuen Berichtspflichten erst in den kommenden Jahren. Die Direktive schreibt vor, dass Firmen deutlich ausführlicher als bisher über Nachhaltigkeit berichten müssen. Auch müssen zahlreiche Unternehmen einen Bericht erstellen, die bisher nicht dazu verpflichtet sind. In Kraft getreten ist die CSRD Anfang 2023. Sie gilt für Geschäftsjahre beginnend ab dem 1. Januar 2024 zunächst für einen eingeschränkten Kreis von Firmen, der sukzessive erweitert wird. Die Zahl der berichtspflichtigen Unternehmen wird laut PwC EU-weit von 11.600 auf rund 49.000 steigen.
Befragt wurden 170 Gesellschaften in Deutschland, Österreich, der Schweiz und den Niederlanden. Die Resultate zeigen: Sechs von zehn Unternehmen haben begonnen, Kennzahlen zu erheben, die für die CSRD relevant sind. Ähnlich hoch sei der Anteil der Firmen, die eine Scope-Analyse erstellt haben (Erfassung der Treibhausgasemissionen). Gut die Hälfte der Befragten habe eine integrierte Nachhaltigkeitsstrategie erstellt, aber 15% hätten noch gar nicht mit der Implementierung der CSRD begonnen.
Zuständig für die Umsetzung seien meist die Nachhaltigkeitsabteilungen (42%) und das Accounting (30%). Bei 21% ist das Controlling-Ressort zuständig. Als Hürden nennen knapp zwei Drittel der Befragten die technische Komplexität und Ressourcenengpässe. Jeder Zweite beklagt den enormen Zeitdruck. Über fehlende Unterstützung des Managements klagen lediglich 14% der Befragten. Das Thema CSRD sei auf der Führungsebene angekommen, folgert Nadja Picard, Partnerin und Global Reporting Leader von PwC Deutschland. Insgesamt macht die Studie laut PwC deutlich, "dass Nachhaltigkeit für die meisten Unternehmen immer stärker Bestandteil des eigenen Handelns wird". Im Jahr 2021 habe erst etwa jedes vierte Unternehmen über eine Nachhaltigkeitsstrategie verfügt. Jetzt seien es knapp drei Viertel. Das zeige, "wie stark Nachhaltigkeitsthemen die Unternehmen inzwischen prägen", konstatiert Picard. Gesellschaften, die noch keine Nachhaltigkeitsstrategie haben, sollten dies "dringend" nachholen und sie in die Gesamtstrategie einbetten, meint die Beraterin.
Unsicherheit über Software
Ein erhebliches Maß an Unklarheit fördert die Befragung beim Einsatz von Reporting-Software zutage. Gut die Hälfte der Unternehmen müsse sich die Unterschiede zwischen den Softwarelösungen noch erarbeiten. Nur 14% der Befragten fühlten sich gut informiert über die verfügbaren Angebote. Knapp ein Drittel habe sich noch gar nicht mit dem Thema beschäftigt. Picard führt die Unklarheiten auch darauf zurück, dass sich die Softwarelösungen parallel zu den regulatorischen Vorgaben momentan sehr schnell weiterentwickeln.
Lesen Sie mehr über die CSRD in einem Gastbeitrag von Henning Bloss und Björn Schneider von der Anwaltskanzlei Covington & Burling.