Fondsgeschäft

DWS nähert sich Ende der Ermittlungen in USA

Nach den Greenwashing-Vorwürfen gegen die DWS stimmt die Fondsgesellschaft auf eine Einigung mit der US-Finanzaufsicht ein. Eine hohe Rückstellung deutet auf ein Bußgeld hin. In Deutschland ist ein Abschluss noch nicht absehbar.

DWS nähert sich Ende der Ermittlungen in USA

DWS nähert sich Ende der Greenwashing-Ermittlung in USA

Verhandlung mit SEC auf Ziellinie, aber noch kein Ergebnis in Deutschland absehbar – Weitere 21 Mill. Euro zurückgestellt

jsc Frankfurt

Die Fondsgesellschaft DWS steht in den Greenwashing-Ermittlungen offenbar vor einer Einigung mit den Behörden in den USA: Die börsennotierte Tochter der Deutschen Bank sieht sich “in fortgeschrittenen Gesprächen” mit der Börsenaufsicht SEC, “um deren ESG-Untersuchung abzuschließen”, wie im Halbjahresbericht zu lesen ist. Der Zeitpunkt einer voraussichtlichen Einigung stehe allerdings noch nicht fest. Zu den Ermittlungen der Frankfurter Staatsanwaltschaft schreibt die Gesellschaft lediglich, sie kooperiere im vollen Umfang. Ein Ergebnis sei nicht absehbar.

Hohe Rückstellungen

Insgesamt bildete die DWS im ersten Halbjahr “sonstige Rückstellungen” in Höhe von 21 Mill. Euro und löste andererseits nur 2 Mill. Euro auf. Die Greenwashing-Ermittlungen fallen ebenfalls in die Kategorie, allerdings vermieden es Konzernchef Stefan Hoops und die scheidende Finanzchefin Claire Peel am Mittwoch in einer Analystenkonferenz, den Ermittlungen konkrete Summen zuzuordnen. Insgesamt ist der Topf der “sonstigen Rückstellungen” per Jahresmitte mit 27 Mill. Euro gefüllt und damit etwa mit der dreifachen Summe wie zu Jahresbeginn. Inklusive der kaum veränderten Positionen für operationelle Risiken und Zivilverfahren summieren sich die Rückstellungen auf 56 Mill. Euro nach 36 Mill. Euro sechs Monate zuvor.

Auch eine Aufschlüsselung in Rückstellungen, die für mutmaßliche, aber absehbare Belastungen gebildet werden, und Eventualverbindlichkeiten, die eine Eintrittswahrscheinlichkeit von weniger als 50% unterstellen, vermeidet die DWS ausdrücklich – offenbar, um in den Verhandlungen mit den Ermittlern über ein etwaiges Bußgeld die eigene Einschätzung nicht preisgeben zu müssen.

Die zu 79,5% in der Hand der Deutschen Bank befindliche Gesellschaft sieht sich mit dem Vorwurf konfrontiert, systematisch falsche Aussagen zur nachhaltigen Kapitalanlage getätigt zu haben. Im August 2021 wurden Ermittlungen der SEC ruchbar, ehe einige Monate später die Razzia der deutschen Ermittler in Frankfurt folgte. Die DWS hatte wiederholt erklärt, dass sie zu ihren Angaben stehe.

Geschäft läuft stabil

Fondsabsatz und Ergebnisrechnung zeigten sich im zweiten Jahresviertel zwar solide – allerdings mit Schönheitsfehlern. Die Anleger vertrauten der DWS netto 9,3 Mrd. Euro an, das ist der beste Wert seit Ende 2021. Allerdings stammt das Geld überwiegend von institutionellen Kunden, während im tendenziell lukrativeren Segment der privaten Anleger lediglich 1,1 Mrd. Euro zusammenkamen. Weil zugleich die Börsenkurse leicht stiegen, schwoll das Fondsvermögen im Quartal um 2% auf 859 Mrd. Euro an.

Die Erträge lagen mit 668 Mill. Euro im Quartal nahezu auf Vorjahresniveau. Allerdings stiegen die Kosten um 6% auf 467 Mill. Euro. Abfindungen und Investitionen belasteten dabei das Haus. So trennte sich die DWS von Führungskräften und modernisierte ihre Infrastruktur. Ein Großteil der Kosten einer Transformation seien bereits verdaut, sagte Hoops. Unterm Strich blieb ein Gewinn von 145 Mill. Euro, das sind 7% weniger als im Vorjahr.

Eine Sonderdividende von bis zu 1 Mrd. Euro, also 5 Euro pro Aktie, hält die DWS für wahrscheinlich. Große Übernahmen im Fondsgeschäft zeichneten sich nicht ab, so dass Geldreserven für eine Ausschüttung zur Verfügung stünden, sagte Hoops. Das Geld soll im kommenden Jahr zusätzlich zur regulären Dividende fließen.

Hoops kontrolliert Harvest

Die Kontrolle über die chinesische Harvest, an der die DWS 30% der Anteile hält, will die DWS offenbar stärken. In Kürze werde er als erster DWS-Chef in den Aufsichtsrat der siebtgrößten Fondsadresse in China einziehen, sagte Hoops. Der Anteil an Harvest sei umgerechnet ungefähr 1,2 Mrd. bis 1,5 Mrd. Euro wert. Zum Vergleich: Gemessen am Aktienkurs ist die DWS heute 6,2 Mrd. Euro schwer. An der Börse in Frankfurt stieg die Aktie am Mittwoch um 4,4% auf 30,88 Euro.

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