Absatzfinanzierung

Enpal macht Ernst mit Solar-Verbriefung

Das Solar-Start-up Enpal macht Nägel mit Köpfen und bringt eine Anleihe auf den Markt, die mit rund 8.500 Krediten seiner Kunden abgesichert ist. Es sei die erste Transaktion dieser Art in Europa, so das Unternehmen. In der US-amerikanischen Solarbranche werden mit Solar-Finanzierungen besicherte Anleihen hingegen schon seit längerem begeben.

Enpal macht Ernst mit Solar-Verbriefung

Enpal macht Ernst mit Solar-Verbriefung

Berliner Start-up begibt mit Kundenkrediten besicherte Anleihe im Volumen von 240 Mill. Euro

kro Frankfurt

Das Berliner Solar-Start-up Enpal hat seine Pläne für eine Verbriefung von Kundenkrediten in die Tat umgesetzt und eine damit besicherte Anleihe emittiert. Der Bond hat ein Volumen von 240 Mill. Euro und bündelt rund 8.500 Kredite für Solaranlagen deutscher Eigenheimbesitzer, wie das Start-up am Freitag mitteilte. Es sei die erste Transaktion dieser Art in Europa und ermögliche Enpal den Zugang zu öffentlichen Kapitalmärkten, während gleichzeitig die starke Nachfrage nach ESG-Anlagemöglichkeiten im Verbriefungsmarkt bedient werde, hieß es weiter. So seien die einzelnen Tranchen der Anleihe bis zu sechsmal überzeichnet gewesen.

Enpal stellt Privatkunden Energiesysteme aus Solaranlagen, Batteriespeichern, Elektroauto-Ladesäulen, Wärmepumpen und entsprechender Bediensoftware zur Verfügung. Das 2017 gegründete Start-up übernimmt sowohl die Installation als auch die Wartung und Reparatur der Geräte. Das Geschäft läuft trotz zunehmender Konkurrenz gut – im vergangenen Jahr hat sich der Umsatz gegenüber 2022 mit 905 Mill. Euro mehr als verdoppelt. Durch den Hochlauf des Wärmepumpengeschäfts und den Eintritt in den italienischen Markt stagnierte das bereinigte Ebitda allerdings bei 21 Mill. Euro.

Mit der Verbriefung von Kundenkrediten verspricht sich das Start-up nun noch mehr Schwung. Denn wegen hoher Kosten und komplizierter Förderrichtlinien tun sich die Kunden mit der Entscheidung für einen Umstieg auf Fotovoltaik und Wärmepumpe oft noch schwer. Enpal bietet daher auch Finanzierungslösungen wie einen Kauf auf Raten an, die das Start-up wiederum selbst refinanzieren muss.

Dafür greift Enpal nun auf ein Modell zurück, das in Deutschland vor allem zur Finanzierung von Automobilen gängige Praxis ist: die Verbriefung des Portfolios an Kundenforderungen. Dazu verkauft Enpal das Portfolio an eine separate Zweckgesellschaft – in dem Fall an die in Luxemburg ansässige „Golden Ray S.A.“ – die den Kaufpreis ihrerseits durch die Emission von Anleihen (im Englischen: Asset-Backed Securities, ABS) finanziert. Damit das Ausfallrisiko für die ABS-Investoren reduziert wird, müssen die Hauseigentümer vor Vertragsabschluss einen zusätzlichen Bonitätscheck durchlaufen.

Solarcity machte den Anfang

In den USA wird das Modell der Platzierung forderungsbesicherter Bonds auch seit einigen Jahren in der PV-Branche angewandt – als Pionier gilt hier das Unternehmen Solarcity, das bereits im Jahr 2013 ein solches Wertpapier mit einem Volumen von 54 Mill. Dollar auf den Markt gebracht hat. Solarcity wurde drei Jahre später für 2,6 Mrd. Dollar von Tesla übernommen.

Laut Gregor Burkart, dem Leiter der Refinanzierungsabteilung von Enpal, bestand zwar auch in Europa schon lange eine Nachfrage seitens der Investoren nach solchen Wertpapieren. Bislang sei es aber „die Aggregation von ausreichend Volumen“ gewesen, die sich als Hürde für diese Assetklasse herausgestellt habe. Es brauchte also erst einmal ein Unternehmen, das in der Lage ist, so viele Ratenkaufverträge mit seinen Kunden zu bündeln, dass das daraus entstehende Forderungsportfolio groß genug für eine Verbriefung ist.

Die Enpal-Anleihe wird nun von den Ratingagenturen Moody’s und KBRA (Kroll Bond Rating Agency) aus New York geratet. Ein Teil der höchstrangigen Tranche, die vom Europäischen Investitionsfonds (EIF) garantiert wird, wird dabei wohl das höchste Rating-Urteil von „Aaa/AAA“ erhalten. Für den anderen, nicht vom EIF garantierten Teil der höchstrangigen Tranche werden die Ratings „Aa3“ und „AA−“ erwartet. Die restlichen Tranchen sollen von Moody’s mit „A2“ bis „B2“ bewertet werden. Mit „A2“ sieht Moody’s eine gute bis befriedigende Bonität. „B2“ bedeutet bei Moody’s bereits, dass es sich um ein hochspekulatives Investment handelt.

Die Transaktion wurde von Citi als Sole Arranger geleitet und strukturiert, und von Citi, Barclays, Bank of America und Crédit Agricole CIB als Joint Lead Managers platziert. Insgesamt haben 18 Investoren im Rahmen des Preisfindungsverfahrens eine Zuteilung erhalten.

Enpal hatte Ende 2023 bereits eine Mehrheit seines Eigenkapitalanteils am Energiesystemportfolio für rund 160 Mill. Euro an die Infrastrukturinvestoren Equitix aus Großbritannien und Keppel Infrastructure Trust aus Singapur verkauft.

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