Nachhaltigkeit

EU-Berichtspflichten bremsen Investitionen

Ende 2024 kündigte Ursula von der Leyen ein sogenanntes „Omnibus“-Gesetz an, das die Berichtspflichten für Unternehmen deutlich reduzieren soll. Diese Initiative spiegelt auch die heftige Kritik deutscher Unternehmen an den Verordnungen wider.

EU-Berichtspflichten bremsen Investitionen

EU-Vorschriften bremsen Investitionen

Studie: Nur noch 13 Prozent sehen Nachhaltigkeitsberichterstattung positiv

md Frankfurt

Zwei Drittel der Unternehmen bewerten die EU-Vorschriften zur Nachhaltigkeitsberichterstattung negativ, und nur noch knapp 13% glauben, dass die Regelungen tatsächlich zu mehr Nachhaltigkeit führen können. Der für die Berichte erforderliche Aufwand stehe in keinem Verhältnis zum Nutzen, so die weit verbreitete Ansicht, wie eine Studie des German Business Panel (GBP) zeigt. Die für die Erfüllung der Berichtspflichten aufgewendeten finanziellen Mittel fehlten dann häufig, um neue Nachhaltigkeitsmaßnahmen in der Praxis umzusetzen. „Es besteht die Gefahr, dass die Vorschriften zur Nachhaltigkeit ihr eigentliches Ziel ins Gegenteil verkehren“, so Jannis Bischof, wissenschaftlicher Leiter des GBP. „Die Vielzahl an Daten, die Unternehmen (...) erheben müssen, (...) belastet insbesondere kleine und mittelständische Unternehmen", erklärt der BWL-Professor der Universität Mannheim.

Auf Produktentwicklung verzichtet

Die Bürokratie führe nicht nur zu Unzufriedenheit in den Unternehmen, sondern habe auch praktische Auswirkungen. So gab laut der Studie mehr als die Hälfte (54%) der befragten rund 800 Unternehmen an, in den vergangenen zwei Jahren geplante Investitionen wegen der bürokratischen Belastung nicht umgesetzt zu haben. Zudem verzichteten 41% der Firmen auf die Entwicklung neuer Produkte; unter den Unternehmen, die Dokumentationspflichten zur Nachhaltigkeitsberichterstattung als besonders belastend
empfinden, lag die Quote gar bei 52,5%. Im Schnitt seien wegen der Berichtspflichten über 39% der Unternehmen ausländische Geschäftsbeziehungen nicht eingegangen und mehr als 28% hätten deswegen Projekte ins Ausland verlagert.

Überhaupt spiegelt der jüngste Bericht des GBP die zunehmende Kritik deutscher Unternehmen an den Richtlinien zur Nachhaltigkeitsberichterstattung (CSRD), der Sorgfaltspflicht entlang der Lieferketten (CSDDD) und der EU-Taxonomie. Bemerkenswert ist, dass viel Kritik nicht von den Unternehmen kommt, die nachhaltige Geschäftsmodelle ablehnen, sondern vorrangig von denjenigen, die bereits eine Nachhaltigkeitsstrategie verfolgen.

Besonders belastend empfinden Unternehmen den Umgang mit Behörden. Bei Firmen, die zu Nachhaltigkeitsberichten verpflichtet sind und Nachhaltigkeit als eigenes strategisches Ziel sehen, werde dieser Aspekt sogar als lästiger empfunden als die Vorschriften; im Halbjahresvergleich der Umfragen stieg die Zustimmung zu dieser These von 20,6 auf 26,5%.

Brüssel reagiert

Als Reaktion auf die weit verbreitete Kritik von Unternehmen hat die EU-Kommission Ende 2024 umfangreiche Entlastungen von den Berichtspflichten zur Nachhaltigkeit angekündigt. Mit der sogenannten „Omnibus“-Initiative sollen die Anforderungen um mindestens 25% reduziert werden. Betroffen sind u.a. CSRD, CSDDD und die EU-Taxonomie.

Gemäß dem GBP-Bericht liegt die Zufriedenheit mit der Wirtschaftspolitik auf dem niedrigsten Stand seit 2019.

Im Rahmen des German Business Panels, das Teil des DFG-geförderten überregionalen Projektes „Accounting for Transparency“ ist, werden monatlich mehr als 800 Unternehmen und seit März vorigen Jahres über 250 Wissenschaftler zur Unternehmenslage in Deutschland befragt. Es werden Daten erhoben zu erwarteten Umsatz-, Gewinn- und Investitionsänderungen, zu unternehmerischen Entscheidungen, zur erwarteten Schließungsrate in der Branche und zur Zufriedenheit mit der Wirtschaftspolitik. Zudem wird alle drei Monate über besonders aktuelle Fragen berichtet.

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