Fidelity sieht anhaltende ESG-Defizite bei Unternehmen
Fidelity sieht anhaltende ESG-Defizite bei Unternehmen
Analystenumfrage: Wirtschaft tut nicht genug fürs Klima – Bessere Werte fürs Engagement
wbr Frankfurt
Mit der Festschreibung des Pariser Klimaabkommens vor bald zehn Jahren auf ein Netto-Null-Ziel für Treibhausgasemission bis 2050 sind Unternehmen weltweit gefordert. Aktivitäten und Stimmungen in der Wirtschaft zu dem Komplex fragt die Fondsgesellschaft Fidelity International jährlich ab.
In der am Donnerstag vorgelegten Analystenumfrage zum Thema ESG (Environmental, Social und Governance; also Umwelt, Soziales und Unternehmensführung) wird deutlich, dass sich in den Unternehmen in dieser Sache wenig tut. Der Weg zu Netto-Null bleibe weiter eine der größten Herausforderungen. Die Befragung der hauseigenen Analysten aggregiert Bottom-up-Informationen aus rund 20.000 individuellen Unternehmenskontakten, schreibt die Gesellschaft in einer Mitteilung.
Mangel an Glaubwürdigkeit
Lediglich 43% der befragten 115 Fidelity-Analysten gaben 2024 an, dass Unternehmen ein glaubwürdiges Netto-Null-Ziel für 2050 haben. Vor einem Jahr hatte die Umfrage ergeben, dass die meisten befragten Unternehmen nicht genug Geld ausgeben, um netto null zu erreichen.
„Auch wenn Unternehmen mit ihren Transformationsplänen hinterherhinken, wächst das Bewusstsein für die Bedrohungen durch den Klimawandel und die Verschlechterung der Ökosysteme sowie die Notwendigkeit, sich zu engagieren“, sagte Jenn-Hui Tan, Chief Sustainability Officer bei Fidelity International.
Weniger erfolgversprechend im Kampf gegen den Klimawandel sind aus Sicht der Analysten Verkäufe von nicht ESG-konformen Aktien. Auch geopolitische Themen werden in nächsten zwölf Monaten eher nicht zu Veränderungen in der Umweltpraxis in den Unternehmen führen.
Probleme immerhin erkannt
Ungeachtet der schwachen Werte seien sich die meisten Unternehmen der Klimarisiken bewusst, die mit dem Verfehlen der Ziele verbunden sind, so Fidelity. Konkret: 85% der befragten Analysten sind der Meinung, dass sich Unternehmen mit den Gefahren auseinandersetzen, die sich aus potenziellen Klima- und Naturveränderungen für ihr Geschäft ergeben.
Besser als im Bereich Klima sieht es beim Engagement aus. Weltweit gaben die Fidelity-Analysten an, dass 68% der von ihnen untersuchten Unternehmen in den vergangenen zwölf Monaten auf ihre Engagement-Aktivitäten reagiert hätten. An der Spitze stünden Unternehmen in Japan mit 89%.
Hoffen auf Unterstützung
Beim Blick nach vorne haben die Analysten im Austausch mit den Unternehmen drei Hebel identifiziert, die Verbesserungen in Umweltfragen von Unternehmen beschleunigen können: Regulierung, Unterstützung durch Regierungen und Aktionärsmaßnahmen wie Engagement. „Die Umfrage zeige, dass noch ein langer Weg vor uns liegt und die Unternehmen weiterhin Unterstützung benötigen, um ihre Netto-Null-Ziele zu erreichen“, sagte Tan, der bei dem 750 Mrd. Euro schweren internationalen Arm von Fidelity den ESG-Hut auf hat.