Im GesprächAnna Herrhausen

„Impact Investing geht über ESG hinaus“

Anna Herrhausen, Vorstandsmitglied bei Phineo, erklärt, warum Impact Investing weit über ESG-Kriterien hinausgeht. Es geht nicht nur um finanzielle Renditen, sondern darum, messbare positive Veränderungen zu bewirken.

„Impact Investing geht über ESG hinaus“

„Impact Investing geht über ESG hinaus“

Die Phineo-Vorständin über die Verbindung von Gewinn und Wirkung – Gesellschaftlichen Mehrwert erzielen

wbr Frankfurt

In Zeiten, in denen das Bewusstsein für soziale Gerechtigkeit und Klimaschutz wächst, stellt Impact Investing eine Brücke zwischen finanzieller Rendite und messbarer Wirkung dar. Anna Herrhausen, seit Mai 2024 Vorstandsmitglied der Beratungs- uns Analysefirma Phineo, ist überzeugt: Die Zukunft des Investierens liegt darin, Geld mit einem klaren gesellschaftlichen Mehrwert zu verbinden.

ESG reicht nicht aus

„Impact Investing geht über das hinaus, was mit ESG-Kriterien abgedeckt wird. Es reicht nicht aus, nur ökologische, soziale und Governance-Faktoren in den Blick zu nehmen.“ Vielmehr sei es entscheidend, dass Investitionen gezielt positive soziale oder ökologische Veränderungen bewirkten. Es gehe nicht nur um verantwortungsvolles Investieren, sondern darum, konkrete Wirkung zu erzielen. „Die Wirkung steht im Mittelpunkt des Impact Investing und ist nicht nur ein netter Nebeneffekt“, sagt Herrhausen, die lange bei der Deutschen Bank im Bereich Corporate Social Responsibility (CSR) gearbeitet hat. Es sei das Zusammenspiel aus finanziellen Erträgen und sozialem Nutzen, das Impact Investing von traditionellen Anlageformen unterscheide.

„Der zentrale Gedanke hinter Impact Investing ist, finanzielle Rendite mit einer klaren sozialen oder ökologischen Wirkung zu verbinden.“ Dieser Ansatz ermögliche es, nicht nur Gewinne zu erzielen, sondern auch zu gesellschaftlichem Fortschritt beizutragen.

Veränderungen messen

Die gemeinnützige Organisation hat eine eigene Methodologie entwickelt, um die Effektivität von Projekten zu messen. Phineo analysiere Projekte auf verschiedenen Ebenen: Ressourcen, die in eine Organisation fließen, die erzielten Ergebnisse bei der Zielgruppe und die langfristigen Veränderungen in der Gesellschaft. „Der eigentliche Impact zeigt sich, wenn gesellschaftliche Veränderungen messbar sind“, erklärt sie.

In den letzten Jahren habe Phineo mehr als 3.000 zivilgesellschaftliche Organisationen in Deutschland auf ihre Wirksamkeit hin untersucht. Knapp 400 dieser Organisationen hätten das „Wirkt“-Siegel erhalten. „Wir haben die Möglichkeit, Impact-Investoren gezielt zu beraten. Dabei zeigen wir ihnen, wie sie die erzielte Wirkung messen und langfristig sicherstellen können.“

3 bis 6 Mrd. Euro

Impact Investing hat sich in den letzten Jahren als zentrale Strategie im Bereich nachhaltiger Geldanlagen etabliert. Es unterscheidet sich von ESG dadurch, dass es gezielt nach messbaren positiven Effekten strebt. Laut der Bundesinitiative Impact Investing lag das Marktvolumen von Impact Investments in Deutschland 2020 bei 6,5 Mrd. Euro im weiten und 2,9 Mrd. Euro im engen Verständnis. Der Markt befindet sich laut Herrhausen in einer Wachstumsphase, da immer mehr Investoren sowohl finanzielle Renditen als auch positive gesellschaftliche Wirkungen erzielen möchten.

Obwohl der Markt für Impact Investing deutlich wächst, gibt es laut Bundesinitiative Impact Investing auch Herausforderungen. Der Markt befinde sich noch in einer frühen Phase und es mangele an geeigneten Anlageprodukten in verschiedenen Risikoklassen, so die Einschätzung der Experten. Entscheidend sei die Wirkungsmessung, wie sie von Phineo durchgeführt wird, um die tatsächliche Wirkung von Investitionen zu beurteilen. Impact Investing sei nicht nur eine Investitionsstrategie, sondern auch eine Möglichkeit, aktiv zur Lösung globaler Herausforderungen beizutragen.

Im Gespräch: Anna Herrhausen

Anna Herrhausen, seit Mai 2024 Vorstandsmitglied bei Phineo, sieht im Impact Investing die Zukunft des Investierens. Ihrer Ansicht nach reicht es nicht aus, nur ESG-Kriterien zu berücksichtigen. Vielmehr müssten Investitionen gezielt positive Veränderungen bewirken, um Fortschritt zu erzielen.

Von Wolf Brandes, Frankfurt
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