Genossenschaftsbank Crédit Mutuel holt Gewerkschaftsboss für Klimainstitut
Nachhaltige Finanzen
Crédit Mutuel holt Gewerkschaftsboss
wü Paris
Von Gesche Wüpper, Paris
Er stand an vorderster Front bei den Protesten gegen die französische Rentenreform. Künftig wird Laurent Berger auch beim ökologischen Wandel des Finanzsektors an vorderster Front mitmischen. Crédit Mutuel Alliance Fédérale holt den früheren Gewerkschaftsboss, damit er für sie ein Expertise-Zentrum für Klima- und Umweltschutz aufbauen kann.
Berger stand bis Ende Juni an der Spitze der größten französischen Gewerkschaft CFDT, bei der er nach fast 13 Jahren von Marylise Léon abgelöst wurde. Nicht erst seitdem hatten sich viele Beobachter gefragt, was der studierte Historiker künftig machen werde.
Das geplante Institut Crédit Mutuel Alliance Fédérale soll im Frühjahr 2024 einsatzbereit und sowohl in Paris und Straßburg angesiedelt sein. Der 54-jährige Berger soll bei der Genossenschaftsbank offiziell am Freitag beginnen, um die notwendigen Vorbereitungen dafür zu treffen. Er gilt als Vertrauter des Crédit-Mutuel-Vorsitzenden Nicolas Théry, der früher ebenfalls der Führung der eher gemäßigten CFDT angehörte.
Er habe 15 ernsthafte Stellenangebote bekommen, sagte Berger der Zeitung "Le Monde". Crédit Mutuel sei eine Genossenschaftsbank, die eine echte Strategie entwickele, um zu einem sozial gerechten ökologischen Wandel beizutragen. Dabei helfen soll das geplante Zentrum, das ESG-Daten von Unternehmen zusammentragen und analysieren soll. Berger soll direkt an Daniel Baal, dem Generaldirektor von Crédit Mutuel, berichten. Allein das zeige, dass es der Bank ernst mit ihrem Anliegen sei, meint der frühere Gewerkschaftsführer. Er soll sowohl mit den Banken der Gruppe, darunter Targo-Bank aus Deutschland, als auch mit Wissenschaftlern und vermutlich den vier großen Wirtschaftsprüfungsgesellschaften zusammenarbeiten.
In einem ersten Schritt sollen ESG-Daten, über die die Einheiten von Crédit Mutuel bereits verfügen, zusammengefasst werden. Das neue Zentrum soll Crédit Mutuel auch helfen, eine führende Rolle bei der Klima- und Umweltschutzrevolution zu übernehmen.
Die Bank hat rechtlich den Status eines Unternehmens mit Mission. Diese verpflichten sich einem ökologischen und sozialen Zweck mit Nachhaltigkeitszielen. Crédit Mutuel hat deshalb eine soziale Dividende eingeführt, die es ihr ermöglicht, bis zu 15% ihres Ergebnisses für Umwelt- oder Sozialprojekte zu verwenden.