Nachhaltige Investments

Greenpeace stellt Nachhaltigkeit von Staatsfonds in Frage

Die Kritik von Umweltschützern an der Nachhaltigkeitsstrategie des Staatsfonds Kenfo reißt nicht ab. Nach Urgewald wirft nun auch Greenpeace dem Fonds vor, in Unternehmen zu investieren, die gegen Umwelt- und Menschenrechtstandards verstoßen. Der Fonds dagegen sieht sich auf dem richtigen Weg.

Greenpeace stellt Nachhaltigkeit von Staatsfonds in Frage

Greenpeace stellt Nachhaltigkeit von Kenfo in Frage

Umweltschützer kritisieren Anlagepolitik des Staatsfonds zur Finanzierung der kerntechnischen Entsorgung

wbr Frankfurt

Greenpeace kritisiert die Nachhaltigkeitsstrategie des deutschen Staatsfonds Kenfo. Trotz erklärter klimafreundlicher Ziele investiere der Fonds in Unternehmen, die gegen Umwelt- und Menschenrechtsstandards verstoßen. Der Kenfo wehrt sich gegen die Vorwürfe, den auch die Nichtregierungsorganisationen Urgewald erhebt.

Greenpeace wirft dem Fonds zur Finanzierung der kerntechnischen Entsorgung vor, trotz einer nachhaltigen Anlagepolitik in umweltschädliche und menschenrechtsverletzende Unternehmen zu investieren. Dies stelle den Anspruch auf Nachhaltigkeit infrage. Der Kenfo weist diese Vorwürfe zurück und betont seine Fortschritte im Bereich der klimafreundlichen Geldanlage.

„Rente auf Kosten der Umwelt“

Laut der Greenpeace-Studie „Das Generationenkapital – Renten sichern auf Kosten der Umwelt“ umfasst der problematische Teil des Kenfo-Portfolios rund 1,29 Mrd. Euro (5,5% des Gesamtportfolios). Besonders kritisch sieht Greenpeace die Investitionen in Saudi Aramco, den weltweit größten Ölproduzenten, sowie in JBS, einen der größten Verursacher der Abholzung im Amazonasgebiet.

Die kritisierten Unternehmen stünden in direktem Widerspruch zu den Pariser Klimazielen und gefährdeten die Glaubwürdigkeit der Nachhaltigkeitsstrategie des Kenfo, schreibt Greenpeace.

Greenpeace bemängelt außerdem, dass die Ausschlusskriterien des Kenfo nicht streng genug seien. Zwar würden Unternehmen aus den Bereichen Atomenergie und Rüstung ausgeschlossen, doch fossile Brennstoffunternehmen seien weiterhin Teil des Portfolios.

Greenpeace fordert daher eine strengere Nachhaltigkeitsstrategie, die Investitionen in fossile Energien kategorisch ausschließt, sowie eine stärkere Transparenz bei der Offenlegung von Portfolio-Positionen.

Kenfo verweist auf Bilanz

Der Kenfo weist die Vorwürfe zurück und teilte mit, dass Greenpeace vor der Veröffentlichung keinen Kontakt mit dem Fonds aufgenommen habe. Der Kenfo betont, dass seine Nachhaltigkeitsstrategie nicht nur den rechtlichen Vorgaben entspreche, sondern auch ambitionierte Klimaziele verfolge. So sei der Kenfo 2020 der „Net Zero Asset Owner Alliance“ (NZAOA) beigetreten, einem Zusammenschluss von Investoren, die sich verpflichten, ihre Portfolios bis 2050 klimaneutral zu gestalten. Bereits 2024 habe der Kenfo eine Reduktion seines CO2-Fußabdrucks um 40% erreicht.

Statt eines reinen Ausschlusses von Unternehmen aus problematischen Branchen verfolgt der Kenfo einen „Best-in-Class“-Ansatz. Durch aktives Engagement und Einflussnahme will der Kenfo Unternehmen ermutigen, sich nachhaltiger zu verhalten. Ihm zufolge ermöglicht dieser transformative Ansatz größere klimapolitische Fortschritte als ein vollständiger Ausschluss von Branchen.

Transparentes Portfolio

In Bezug auf Transparenz betont der Kenfo, dass er jährlich die Bestandsliste seines Portfolios veröffentlicht und die Emissionsintensität seines Aktien- und Unternehmensanleiheportfolios in seiner 2023 veröffentlichten Erklärung zum Deutschen Nachhaltigkeitskodex (DNK) offengelegt hat.

Ein zentraler Punkt der Debatte ist der Umgang mit fossilen Brennstoffunternehmen. Greenpeace fordert, Investitionen in diese Unternehmen gänzlich auszuschließen, da sie maßgeblich zur Klimakrise beitragen. Der Kenfo hingegen argumentiert, dass Investitionen in führende Unternehmen der Branche sinnvoll seien, um durch aktives Engagement eine Transformation hin zu mehr Nachhaltigkeit zu unterstützen.

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