IOSCO empfiehlt ISSB-Standards für ESG-Reporting
Marktaufsicht IOSCO empfiehlt ISSB-Standards
Vergleichbare nachhaltigkeitsbezogene Finanzinformationen sollen Investoren weltweit unterstützen
fed/swa Frankfurt
Die Bemühungen um eine internationale Standardisierung der klimabezogenen Berichterstattung von Unternehmen kommen einen entscheidenden Schritt voran. Die internationale Organisation der Wertpapieraufsichtsbehörden (IOSCO) hat sich am Dienstag dafür ausgesprochen, dass Regulierer weltweit die Vorschläge des internationalen Nachhaltigkeits-Standardsetzers ISSB in ihre nationalen Regelwerke integrieren sollen. „Die IOSCO fordert ihre 130 Mitgliedsländer, die mehr als 95% der weltweiten Finanzmärkte regulieren, auf, zu prüfen, wie sie die ISSB-Standards im Rahmen ihrer jeweiligen Rechtsordnung übernehmen, anwenden oder anderweitig davon profitieren können“, erklärte der Vorsitzende der Organisation, der Belgier Jean-Paul Servais.
Die explizite Empfehlung seitens des Dachverbands der nationalen Marktaufseher, der 200 Mitglieder zählt und dem auch die deutsche Finanzmarkt-Aufsichtsbehörde BaFin angehört, bedeutet quasi einen Ritterschlag für die Arbeiten des in Frankfurt beheimateten ISSB. Denn die einstimmige und vorbehaltslose Unterstützung der ISSB-Standards dürfte dazu führen, dass sie tatsächlich in den nächsten Jahren unmittelbar oder in angepasster Form in viele nationale Rechtsordnungen Eingang finden. ISSB-Chef Emmanuel Faber erinnerte an den Erfolg der IFRS-Bilanzierungsstandards und daran, dass bereits 20 Jurisdiktionen wie beispielsweise Nigeria signalisiert haben, die ISSB-Vorgaben übernehmen zu wollen.
Brüssel geht eigenen Weg
Inwieweit sich die ISSB-Standards für das ESG-Reporting wirklich überall auf der Welt durchsetzen werden, bleibt allerdings abzuwarten. Viele Standardsetzer sind mit eigenen Vorschlägen vorangegangen und nun mit dem Vorstoß der IOSCO gehalten, die ISSB-Normen in ihre eigene Regulierung einzubauen. Die mächtige US-Börsenaufsicht SEC hat bereits im Frühjahr 2022 eigene Vorschläge zur Offenlegung von klimabezogenen Informationen veröffentlicht. Auch hier wird auf eine gegenseitige Anerkennung gehofft oder zumindest auf Ausnahmeregelungen, damit ausländische Emittenten an US-Börsen die ISSB-Standards nutzen dürfen.
In der EU sind Firmen verpflichtet, stufenweise von 2024 an die Standards für Nachhaltigkeitsberichte der EU-Kommission anzuwenden – sie sollen in Kürze verabschiedet werden. Nach einhelliger Meinung aus der Praxis gelten die ESG-Berichtsstandards von ISSB und EU-Kommission aber als weitgehend kompatibel. Während sich die ISSB-Normen an Investoren richten und deren Belange in der Unternehmensbewertung adressieren, sollen Nachhaltigkeitsberichte nach den EU-Regeln alle Stakeholder umfassend mit ESG-Informationen versorgen.