ESG

Nachhaltige Fonds setzen Erfolgstour fort

Obwohl der Fondsmarkt im vergangenen Jahr schrumpfte, wuchs das Segment grüner Produkte kräftig weiter, wie das Forum Nachhaltige Geldanlagen berichtet. Derweil traten Nachhaltigkeits- und Kirchenbanken auf der Stelle.

Nachhaltige Fonds setzen Erfolgstour fort

Nachhaltige Fonds setzen Erfolgstour fort

Obwohl das Marktvolumen insgesamt fällt, legen ESG-Anlagen zu – Ausschlüsse sind häufigste Strategie – Nachhaltigkeitsbanken stagnieren

jsc Frankfurt

Der Boom der nachhaltigen Fonds hat sich im vergangenen Jahr fortgesetzt: Insgesamt wuchs das Volumen grüner Publikumsprodukte, Spezialfonds und Mandate um 16% auf 476 Mrd. Euro, wie das Forum Nachhaltige Geldanlagen im diesjährigen Marktbericht festhält. Damit wächst das Segment zwar langsamer als in den Jahren 2020 und 2021, als das Volumen nachhaltiger Fonds und Mandate um 35% und 65% zulegte. Allerdings bewegte sich damals auch der gesamte Markt nach oben, während das zurückliegende Jahr durch fallende Fondsvolumina geprägt war. Das Wachstum des nachhaltigen Segments falle weiterhin “deutlich” aus, kommentiert FNG-Vorstandsvorsitzender Bernhard Engl. Der Marktanteil grüner Fonds und Mandate liegt bei 12,5% nach 9,4% im Jahr zuvor.

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Der Bericht erfasst dabei alle Fonds, die auf Produktebene eine Nachhaltigkeitsstrategie definieren – und nicht allein im Rahmen eines konzernweiten Regelwerks. Offen bleibt allerdings, wie streng die Fonds jeweils vorgehen. Das Forum Nachhaltige Geldanlagen ist ein Zusammenschluss aus Banken, Fondshäusern, Versicherern, Ratingagenturen und weiteren Finanzadressen sowie gemeinnützigen Organisationen und Universitäten.

Wachstum ist stärker, als es scheint

Tatsächlich zeigt sich ein noch stärkeres Wachstum nachhaltiger Fonds, wenn die Tendenz des gesamten Marktes berücksichtigt wird: Laut Branchenverband BVI schrumpfte das Volumen der Fonds und Mandate im deutschen Markt im vergangenen Jahr über alle Kategorien hinweg um 12% auf 3,8 Bill. Euro. Wenn unterstellt wird, dass nachhaltige Fonds gleichermaßen Gegenwind spürten, fällt die Wachstumsrate des ESG-Segments bereinigt um den allgemeinen Rückgang mit 32% üppig aus. Fallende Börsenkurse überdeckten also teilweise, dass nachhaltige Fonds an Bedeutung gewannen.

Umgekehrt fallen die beiden Vorjahre, die von steigenden Fondsvolumina geprägt waren, in der bereinigten Rechnung mit nicht mehr ganz so deutlichen Zuwächsen im ESG-Segment auf: 47% (statt 65%) waren es im Jahr 2021, 19% (statt 35%) im Jahr 2020. Auch diese Rechnung unterstellt, dass die Großwetterlage für nachhaltige Fonds ähnlich war wie für den Gesamtmarkt.

Kaum Impact, kaum Taxonomie

Der Markt grüner Fonds verändert sich rasch. Die EU-Offenlegungsverordnung brachte neue Kategorien für nachhaltige Fonds mit sich, die im Branchenjargon schlicht als “Artikel 8” und “Artikel 9” bezeichnet werden. Im vergangenen August setzten neue EU-Vorgaben für den Vertrieb das Segment weiter in Schwung, während zugleich die Debatte über “Greenwashing” die Branche aufwühlte.

Insgesamt setzen fast alle Publikumsfonds (95%) auf Ausschlüsse umstrittener Konzerne oder Staaten, und auch einen engagierten Dialog mit Unternehmen (90%) sowie eine kritische Ausübung der Stimmrechte (88%) stellen die meisten Fonds in Aussicht. Zwei Drittel (64%) berücksichtigen Nachhaltigkeitskriterien in der regulären Finanzanalyse (“ESG-Integration”), während gut ein Fünftel (22%) einen Best-in-Class-Ansatz verfolgt, also aus bestimmten Branchen die jeweils nachhaltigeren Unternehmen auswählt.

ESG-Themenfonds (18%) finden allmählich Verbreitung, während nur noch wenige Fonds (1%) die strenge Kategorie des Impact Investing für sich beanspruchen. Und auch das im Aufbau befindliche EU-Klassifikationssystem für nachhaltige Wirtschaftsfelder – die Taxonomie – spielt bislang kaum eine Rolle.

Nachhaltige Banken stagnieren

Neben Fondsvolumina zählt das FNG auch die Einlagen nachhaltiger Banken: Hier zeigt sich im zurückliegenden Turnus ein Rückschritt: 45,2 Mrd. Euro bringen die Geldhäuser wie Umweltbank, GLS Bank, Evangelische Bank oder Bank im Bistum Essen gemeinsam auf die Waage – nach 45,8 Mrd. Euro im Jahr zuvor. Das Kreditvolumen stieg leicht auf 29,8 Mrd. Euro von zuvor 28,5 Mrd. Euro.

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