Naturkatastrophen richten 120 Milliarden Dollar Schaden an
Naturkatastrophen richten
120 Milliarden Dollar Schaden an
Munich Re betrachtet das erste Halbjahr
dpa-afx München
Überschwemmungen, Unwetter und weitere Naturkatastrophen haben im ersten Halbjahr weltweite Schäden von 120 Mrd. Dollar angerichtet und 4.500 Menschenleben gekostet. Die Schäden sind nach der halbjährlichen Katastrophenbilanz des Rückversicherers Munich Re zwar niedriger als im ersten Halbjahr 2023, aber höher als im zehn- und im 30-jährigen Schnitt.
Gesamtschäden nehmen zu
„Wenn man das in einen längeren Zeitraum einordnet, sind die Gesamtschäden deutlich steigend“, sagte Chefklimatologe Ernst Rauch. Auffällig im ersten Halbjahr waren demnach sowohl große Überschwemmungen als auch die Serie schwerer Unwetter in den USA.
Erdbeben in Japan verursacht Schäden von 10 Mrd. Dollar
Von den 120 Mrd. Dollar volkswirtschaftlicher Gesamtschäden waren laut Munich Re 62 Mrd. versichert. Teuerstes Ereignis war das Erdbeben der Stärke 7,5 zu Neujahr in Japan, das geschätzte Schäden von 10 Mrd. Dollar verursachte.
Im ersten Halbjahr 2023 waren die von Naturkatastrophen verursachten weltweiten Gesamtschäden mit 140 Mrd. Dollar laut Munich Re höher, die versicherten Schäden hingegen mit 60 Mrd. Dollar etwas niedriger. Ein maßgeblicher Faktor war das Erdbeben in der Türkei und Syrien im Februar 2023 mit mehr als 50.000 Todesopfern. Dort sind nur vergleichsweise wenige Menschen und Firmen gegen Naturkatastrophen versichert.
Fast Verdoppelung der Beträge
„Der Zehnjahresdurchschnitt der volkswirtschaftlichen Schäden liegt bei knapp unter 90 Mrd. Dollar“, sagte Rauch. „Die Summen der versicherten Schäden zeigen die Tendenz noch deutlicher: Den 62 Mrd. Dollar im ersten Halbjahr dieses Jahres stehen im Zehnjahresdurchschnitt nur 37 Mrd. gegenüber. Wir sehen also fast schon eine Verdopplung.“
Überschwemmungen in Dubai
Dass die Schäden im längerfristigen Schnitt steigen, hängt nach Einschätzung nicht nur der Munich Re mit der steigenden Häufigkeit und Stärke von Unwettern zusammen – ein Phänomen, das der Wissenschaft zufolge auf den Klimawandel zurückzuführen ist. Rauch nannte zwei Auffälligkeiten in der ersten Jahreshälfte: „Wir hatten nicht nur die Überschwemmungen hier vor der Haustür in Bayern und Baden-Württemberg. Die Besonderheit waren Überschwemmungen in Ländern, in denen große Überschwemmungen atypisch sind, wie die Vereinigten Arabischen Emirate, vor allem Dubai, aber auch angrenzende Regionen wie Oman.“
Beispielloses Ausmaß
Man müsse 70 Jahre in der Statistik zurückschauen, um überhaupt vergleichbare Ereignisse zu finden. „Ähnliches war zu beobachten in Brasilien mit Regenmengen und Überschwemmungen in einem Ausmaß, die beispiellos sind in den letzten 70, 80 Jahren.“
Häufung von Tornados in den USA
Die zweite Auffälligkeit sieht der Wissenschaftler bei den vielen schweren Gewittern in den USA. Dort wurden von Anfang Januar bis Ende Juni allein 1.250 Tornados gezählt. „Vier der fünf teuersten Versicherungsereignisse im ersten Halbjahr 2024 waren schwere Unwetter in den USA.“
Eine große Rolle für das zweite Halbjahr spielt der Verlauf der Hurrikansaison im Nordatlantik, die erst im Herbst endet. Ein Element dabei sind die seit längerem ungewöhnlich hohen Wassertemperaturen im Nordatlantik.
Viele Hurrikane im Nordatlantik wahrscheinlich
„Rekordtemperaturen der Wasseroberfläche sind ein wesentlicher Faktor für die Auslösung und Stärke tropischer Wirbelstürme“, sagte der Klimatologe Rauch. „Der zweite Faktor wird vom amerikanischen Wetterdienst NOAA prognostiziert, der Beginn einer sogenannten La-Niña-Phase.“ Beides erhöhe die Wahrscheinlichkeit für eine überdurchschnittliche Häufigkeit von Hurrikanen im Nordatlantik.
Für Versicherer bedeutet die Entwicklung höhere Kosten: „Häufigere und intensivere wetterbedingte Katastrophen führen dazu, dass Versicherungsunternehmen zunehmend mit hohen Schadensauszahlungen konfrontiert sind“, sagte Rauch.