Neue ESG-Regeln für grüne Produkte gefordert
Neue Regeln für ESG-Produkte gefordert
Institut hält eine grundlegende Überarbeitung der EU-Vorgaben für notwendig
wbr Frankfurt
Die Kritik an den Transparenzvorgaben zu nachhaltigen Finanzprodukten hat in den vergangenen Monaten zugenommen. Das Centrum für Europäische Politik (CEP) fordert in einer Studie eine Generalüberholung der Offenlegungspflichten (SFDR). „EU-Kommission, Europäisches Parlament und Rat haben sich leider völlig verrannt“, sagt CEP-Finanzexperte Philipp Eckhardt. Daher sei es „unausweichlich“, den Rechtsrahmen zu überarbeiten.
Die Denkfabrik hat die Studie mit Unterstützung des Badischen Gewinnsparfonds erstellt. Eckhardt fordert, Diskrepanzen zwischen der SFDR und der Taxonomie zu reduzieren, Lücken bei ESG-Daten zu verkleinern sowie alle Anlageprodukte gleichwertig zu behandeln.
Ernüchternde Zahlen
Die CEP-Studie wurde vor dem Hintergrund einer aktuellen Umfrage des CFA-Instituts veröffentlicht. Demnach sind 14% der Befragten der Auffassung, dass der Sustainable-Finance-Rechtsrahmen der EU „keine Auswirkungen auf die Kapitalströme für nachhaltige Entwicklung und die Energiewende“ habe. Weitere 35% sehen zwar einen Anstieg der Investitionen, führten diesen Zuwachs jedoch nicht direkt auf den Rechtsrahmen zurück. 42% sehen im EU-Rechtsrahmen einen Beitrag zu erhöhten nachhaltigen Investitionen. Aus Sicht von Experten sind das eher enttäuschende Zahlen.
Die grundlegende Reform des ESG-Rechtsrahmens sollte sich nicht auf eine Überarbeitung der SFDR beschränken, so das CEP. Wichtig sei es, die Diskrepanzen bei den Nachhaltigkeitskonzepten nach SFDR und der grünen Taxonomie zu überwinden, bestehende Datenlücken zu verkleinern und der bestehenden Ungleichbehandlung von nachhaltigen und nicht nachhaltigen Anlageprodukten bei den Transparenzanforderungen zu begegnen.
Zweitens gehe es darum, die SFDR auf Produktebene gründlich zu überarbeiten, so dass sie für Kleinanleger als maßgebliche Informationsquelle für die nachhaltige Kapitalanlage fungieren könne. Und drittens sollte ein EU-Kategorisierungssystem für grüne Produkte, wenn überhaupt, nur als unterstützendes Instrument eingeführt werden.
Soziale Ziele im Blick
Die SFDR und die Taxonomie nutzen nach Einschätzung des CEP verschiedene Nachhaltigkeitskonzepte, was zu Rechtsunsicherheit, Schwierigkeiten in der Rechtsanwendung und zu höherem administrativen Aufwand führe. Ein zentraler Unterschied sei etwa, dass die SFDR einen breiten Nachhaltigkeitsansatz verfolge, der neben ökologischen auch soziale Ziele umfasse, während die Taxonomie nur auf die Erreichung ökologischer Ziele abstelle.
Auch werde in SFDR und Taxonomie unterschiedlich definiert, wann eine wirtschaftliche Tätigkeit als nachhaltig gelte. Das Institut fordert daher, dass in einem ersten Schritt dem wenig konkreten SFDR-Ansatz ein klareres, einheitlicheres und auf Kriterien basierendes Fundament gegeben werde.