KommentarGrüne Fonds unter Druck

Politische Nachhaltigkeit

Der Marktbericht grüne Investments des Forums Nachhaltige Geldanlagen liefert nicht nur Zahlen, sondern auch politische Einblicke. Sorgen um Anti-ESG-Bewegungen und klare Positionen gegen Waffen in grünen Fonds prägen die Diskussion.

Politische Nachhaltigkeit

ESG-Investments

Politische Nachhaltigkeit

Von Wolf Brandes

Von einem Marktbericht grüne Investments, wie ihn das Forum Nachhaltige Geldanlagen (FNG) jetzt vorgelegt hat, erwartet man in der Regel Zahlen und nochmals Zahlen. Die liefert der Bericht auch, doch es geht um mehr als Volumen und Zuflüsse. Zusammen mit den Zahlen liefert der Verband eine Umfrage, an sich nichts Ungewöhnliches. Doch hier wird deutlich, was die Fondsmanager und die Anbieter bewegt.

Betreiben rechter Politik

Es sind politische Fragen. So wird die Sorge ausgedrückt, dass Anti-ESG-Bewegungen, wie wir sie seit Monaten in den USA sehen, zu einem Nachlassen in Sachen Nachhaltigkeit führen könnten. Schon länger ist es in den USA ein Betreiben der rechten Politik, ESG-orientierte Investment-Manager unter Druck zu setzen. Nun wird nach der Europawahl auch hierzulande befürchtet, dass es Gegenwind gibt bei erneuerbaren Energien, dass der Klimawandel infrage gestellt und ESG als Anlagethema verunglimpft werden könnte.

Gleichzeitig sind die befragten Anbieter selbst auch sehr politisch, sie stellen sich ganz klar gegen die Idee, dass man Waffen in einem nachhaltigen Fonds kaufen könnte. Das war diskutiert worden vor dem Hintergrund des Ukraine-Krieges, wo es um die Selbstverteidigung eines Landes und auch um soziale Fragen geht. Doch nein, Waffen gehören nicht ins Depot eines grünen Fonds.

Kohle geht gar nicht mehr

Gleichzeitig ist das Thema Investments in Unternehmen der Branche fossile Energien noch weiter nach oben gerutscht in der Prioritätenliste der Assetmanager. Kohle und Gas gehen gar nicht mehr, sagen die meisten. Das war vor einigen Jahren nicht so deutlich. Wie politisch das Feld geworden ist, zeigt auch die EU-Einstufung von Atomkraft als taxonomiekonform.

Die Vermischung von Umweltthemen, wirtschaftlichen Themen und politischen Themen, wie man sie jetzt im Bereich ESG und Nachhaltigkeit sieht, dürfte weitergehen. Gleichwohl ist in Europa nicht so sehr zu befürchten, dass wir eine solche Anti-ESG-Bewegung wie in den USA erleben werden. Dazu scheint das Thema Umwelt hier viel stärker verankert.

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