Grüne Strategie zahlt sich aus

RWE hat freie Wahl bei Investitionen

RWE sieht sich auf Kurs, die ambitionierten Ausbauziele bei der erneuerbaren Erzeugung zu erreichen. Die Projektpipeline ist so gut gefüllt, dass die Essener die Qual der Wahl haben.

RWE hat freie Wahl bei Investitionen

RWE hat freie Wahl bei Investitionen

Nach erstem Halbjahr ist mehr als die Hälfte der Jahresziele erreicht – Günstige Windbedingungen helfen – Erhoffte Prognoseerhöhung bleibt aus

ab Köln

RWE hält Kurs beim Investieren in neue grüne Erzeugungskapazitäten. Allein im ersten Halbjahr steckten die Essener 4,5 Mrd. Euro in den Bau neuer Anlagen. Davon entfallen 50% auf Offshore-Projekte, die RWE teils mit Partnern verwirklichen will. Zugleich wurden Entscheidungen zum Bau weiterer Windkraft-, Batterie- und Solarprojekten mit einer Kapazität von 2,9 Gigawatt getroffen, wie Vorstandchef Markus Krebber bei der Vorlage des Zwischenberichts erläuterte. Im Bau befinden sich derzeit 10,2GW.

Am Ausbauziel, bis 2030 über eine Kraftwerkskapazität von 65 GW zu verfügen, wird ohne Abstriche festgehalten. „Wir können wählen, wo wir investieren“, machte Krebber deutlich. Dabei verwies der RWE-Chef auf die Offshore-Auktion der Bundesnetzagentur im Juni, bei der RWE nicht zum Zuge kam. Die Konditionen für ein erfolgreiches Gebot seien nicht akzeptabel gewesen, sagte Krebber.

Konkrete Rahmenbedingungen eingefordert

Anfang der Woche konnte dagegen Erfolg vermeldet werden. In dem ebenfalls dynamischen Gebotsverfahren sicherte sich RWE zwei Flächen in der Nordsee mit einer Gesamtkapazität von 4 GW. Bezahlt werden 250 Mill. Euro. Zur Entwicklung der Flächen prüft RWE eine Partnerschaft mit TotalEnergies, mit der bereits in den Niederlanden zusammengearbeitet wird.

Wenngleich sich Krebber nicht dazu hinreißen ließ, offen Kritik an den politischen Prozessen mit Blick auf die Energiewende zu äußern, ließ es zwischen den Zeilen durchblicken, dass er sich mehr Tempo wünscht. Es seit gut und richtig, Optionen für das künftige Strommarktdesign vorzulegen. Um Investitionsentscheidungen treffen zu können, seien aber konkrete Rahmenbedingungen unabdingbar. Mit Blick auf die Kraftwerksstrategie mahnte er den angekündigten Gesetzentwurf an. Deutschland könne es sich nicht leisten, noch mehr Zeit zu verlieren.

RWE
Konzernzahlen nach IFRS
1. Quartal
in Mill. Euro20242023
Umsatz6.6299.340
Bereinigtes Ebitda1.7092.312
Nettoergebnis1.9221.598
Bereinigtes Nettoergebnis8011.315
Free Cashflow-4.915-4.468
Nettoschulden11.2226.587*
*) zum 31.12.2023

Dessen ungeachtet hält Krebber an dem Plan fest, bis 2030 im Heimatmarkt 11 Mrd. Euro zu investieren. Alle Projekte der Pipeline stünden jedoch in Konkurrenz zueinander. Nach früheren Angaben erwartet RWE bei neuen Projekten eine Durchschnittsrendite von 8%.

Mit Blick auf die USA zeigte sich Krebber hingegen zuversichtlich, dass der Ausbau der Erneuerbaren unabhängig vom Ausgang der Präsidentschaftswahlen in hohem Tempo fortgesetzt werde. In den USA hat sich RWE im vorigen Jahr mit der Übernahme von Con Edison Clean Energy in eine gute Position gebracht. Dafür spreche schon allein der wachsende Strombedarf in den Rechenzentren von Big Tech. Dem im Mai mit Microsoft abgeschlossenen Stromliefervertrag folgte jetzt ein vergleichbarer Vertrag mit Meta.

Kurs stürzt ab

Nicht zuletzt dank guter Windverhältnisse konnte RWE die Markterwartungen im ersten Halbjahr übertreffen. Zwar landete RWE mit einem bereinigten operativen Ergebnis vor Abschreibungen (Ebitda) von 2,9 Mrd. Euro und einem bereinigten Nettoergebnis von 1,4 Mrd. Euro um 30% bzw. 43% unter dem vergleichbaren Vorjahreswert. Doch haben die Essener damit bereits mehr als die Hälfte ihres Jahresziels erreicht. Im Gesamtjahr strebt RWE den unteren Prognoserand des ausgegebenen Zielkorridors an. Für das bereinigte Ebitda liegt dieser zwischen 5,2 und 5,8 Mrd. Euro, für das bereinigte Nettoergebnis zwischen 1,9 und 2,4 Mrd. Euro.

Angesichts des Erreichten sorgte die Bestätigung der Prognose an der Börse für Enttäuschung. Mit einem Verlust von 5,7% führte RWE die Verliererliste im Dax an. Allerdings hat sich die Aktie auch im Branchenvergleich seit Jahresbeginn schwach entwickelt. Auf der Habenseite können die Essener verbuchen, dass im ersten Halbjahr mehr als die Hälfte des bereinigten Ebitda aus Wind- und Solarstrom stammte. Dazu haben auch günstige Windbedingungen beigetragen.

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