CEO von Schwäbisch Hall fordert Masterplan für energetische Sanierung
Masterplan für energetische Sanierung gefordert
Bausparkasse Schwäbisch-Hall hält CO2-Effizienz für wichtiger als Energieeffizienz
spe Stuttgart
Reinhard Klein ist einer, der präzise und differenziert zu analysieren vermag. So ist dem CEO der Bausparkasse Schwäbisch Hall auch jede Polemik fremd, wenn er die deutschen und europäischen Maßnahmen zur energetischen Sanierung auf den Prüfstand stellt. Uneingeschränkt hält er es für richtig, wenn der Gesetzgeber beim Gebäudesektor, der für mindestens 30% der Treibhausgasemissionen steht, den Hebel für die Klimawende ansetzt. Das Etappenziel, bis 2030 die CO2-Emissionen von aktuell 110 auf 67 Mill. Tonnen zu reduzieren, stuft Klein aber als „extrem sportlich“ ein.
Um diese Herausforderung zu wuppen, müsse die Transformationsgeschwindigkeit steigen. Regulierungen und kleinteilige Vorschriften, die er in Form der kommenden Europäischen Gebäuderichtline (EPBD), aber auch beim Gebäudeenergiegesetz (GEG) erkennt, seien nicht der richtige Weg. „Als größte Bausparkasse würden wir einen marktwirtschaftlicheren Ansatz dem dirigistischen vorziehen“, so der 63-Jährige in einem Pressegespräch.
Darüber hinaus vermisst er für die energetische Gebäudesanierung in Deutschland einen übergreifenden Masterplan. Die Richtung des jetzt verabschiedeten Gebäudeenergiegesetzes (GEG) würde zwar stimmen, dennoch fehle es noch an langfristiger Planungssicherheit, sagt der CEO. Dazu aber bedürfe es einer Reihe von aufeinander abgestimmten Aspekten wie einer Entschlackung der bundesweit rund 3.000 Förderprogramme, einer Qualifizierungsoffensive für Handwerker und Fachkräfte oder der Schaffung von mehr Transparenz durch eine digitale Gebäudeenergiedatenbank. Hinzu sollten Maßnahmen kommen, die Wohnen wieder bezahlbar machten – etwa die Förderung der Wohneigentumsbildung oder die Senkung von Erwerbsneben- und Baukosten. Ohnehin seien die Kunden der Bausparkasse bereit zu sanieren, zögerten aber aufgrund der hohen Verunsicherung mit der Umsetzung.
Dass die CO2-Effizienz von Gebäuden wichtiger sei als die Energieeffizienz, macht Klein am Vergleich von Deutschland und Schweden klar. Während pro Einwohner beider Länder ein Energieverbrauch von rund 2,9 Megajoule zu Buche schlägt, weist Deutschland rund das Vierfache an CO2-Emissionen aus, was natürlich auf den hohen Anteil von Schweden an Wasserkraft, aber auch an Atomkraft zurückgeht. Deshalb plädiert Klein auch dafür, die Förderprogramme für Gebäudesanierung an dem eingesparten CO2 auszurichten. Dann blieben die Kredite für Altbausanierungen in der Regel „braun“, dennoch lassen sich im Bestand unschwer Einsparpotenziale an CO2 heben. Weshalb Klein argumentiert, dass im Grunde jeder Kredit, mit dem eine CO2-Einsparnis erreicht wird, auch als grüner Kredit im Sinne der EU-Taxonomie gelten sollte. Ohnehin hat das Land eine Herkulesaufgabe vor sich, wenn man bedenkt, dass die Kosten für den klimaneutralen Umbau der Gebäude in Deutschland bis 2045 bei 3 Bill. bis 5 Bill. Euro liegen sollen.