Im Gespräch: Felix Oldenburg, Bcause

„Wir sind das Trade Republic für die Impact-Investing-Generation“

Stiftungen für jedermann, das alles digital und mit Social-Media-Elementen auf einer Plattform. So will Bcause-Gründer Felix Oldenburg Spendenbereitschaft und Impact Investing in die Mitte der Gesellschaft tragen.

„Wir sind das Trade Republic für die Impact-Investing-Generation“

Felix Oldenburg ist ein Sozialunternehmer, der ein ganz besonderes Fintech gegründet hat. Mit Bcause startete er ein Projekt, das als Plattform den Leerraum zwischen Spende und eigener Stiftung füllen soll – und zwar voll digital, mit Steuervorteil sowie ohne Mindestsumme und Behördengänge. Sein Credo: „Das soll kein Nischenprodukt sein. Wir wollen Spendenbereitschaft und Impact Investing in die Mitte der Gesellschaft tragen“, so Oldenburg im Gespräch mit der Börsen-Zeitung.

Bcause will digitale Stiftung im Minutentakt einrichten

Die Ausgangssituation: Klassische Stiftungen lohnen sich wegen des Verwaltungsaufwands erst ab einer Größenordnung von 10 Mill. Euro. Das Konstrukt eignet sich damit nicht für kleinere Vermögen – ganz zu schweigen für die breite Masse. Diesen Mangel kann Bcause beseitigen. Innerhalb von fünf Minuten ist eine Onlinestiftung gegründet. Anschließend lassen sich geprüfte Organisationen unterstützen. Die Spendenbescheinigung wird direkt digital ausgestellt.

Das Besondere dabei: Jeder Nutzer kann eine eigene Organisation auf die Plattform bringen, die nach einer Prüfung durch Bcause allen zugänglich ist, und jeder kann verfolgen, wohin andere Spender ihre Investments tragen. „Wenn man sieht, wie andere sich engagieren, dann kann das motivieren und Inspiration sein, selber mehr zu tun – oder überhaupt erst damit anzufangen“, sagt Oldenburg.

Mikrostiftungen in den USA schon arriviert

Was in dem Markt für Stiftungen für jedermann möglich ist, das wird in den USA illustriert: Sogenannte Donor-Advised Funds verwalten dort ein Volumen von 200 Mrd. Dollar. Bcause ist nach einer Anlaufphase mit bewusst kleiner Community aus dem Unterstützer- und Investorenkreis erst seit sechs Monaten für jedermann zugänglich. Zuletzt kamen Impact-Adressen wie Brand New Bundestag und Hate Aid hinzu. Diese hätten über Bcause einen viel besseren Zugang zu Spendengeldern als über die klassischen Kanäle, sagt Oldenburg.

Das soll kein Nischenprodukt sein. Wir wollen Spendenbereitschaft und Impact Investing in die Mitte der Gesellschaft tragen.

Felix Oldenburg, Bcause

Das Potenzial allein in Deutschland beziffert Oldenburg auf deutlich mehr als 100.000 Spender und Stifter auf der Plattform. Auch ausländische Märkte sollen angezapft werden. Neben der Retail-Seite kommen auch Family Offices auf die Plattform, die sich dem nachhaltigen Investieren verschrieben haben. Der globale Markt für Impact Investing hatte 2023 „Research and Markets“ zufolge ein Volumen von 495,8 Mrd. Dollar, was einem Anstieg von 17% entspricht.

Der Finanzsektor befindet sich voll und ganz auf der Reise zum ESG-Investing – das gibt der Geschäftsidee von Oldenburg und seinen Mitstreitern natürlich Rückenwind, fließt doch auch das große Geld in eine erhöhte Allokation für Projekte und Finanzprodukte des Impact Investing.

Kreditkarte mit Impact in Planung

Das mag so ein wenig das Potenzial aufzeigen für die kommenden Ausbaustufen von Bcause. Weitere Optionen für das Impact Investing kämen hinzu, und auch über „eine Kreditkarte mit Impact und Benefits“ denkt Oldenburg nach. Einnahmen generiert Bcause bislang über Gebühren, die beispielsweise für öffentliche Stiftungen jährlich 170 Euro betragen.

Zusätzliche Transaktionskosten gibt es hier nicht. Eine nicht-öffentliche Stiftung ist sogar kostenlos, es kommen aber marktübliche Transaktionsgebühren hinzu. Das Transaktionsvolumen betrug Oldenburg zufolge bislang 5,2 Mill. Euro. „Wir verwalten kein Fremdvermögen. Das Geld gehört den jeweiligen Stiftungen.“ Mehr als 1.500 Stiftungs-Accounts wurden eingerichtet, über 200 Organisationen wurden geprüft und finanziert.

Bcause orientiert sich an Trade Republic

Wie schnell sich das Geschäftsmodell skalieren lässt? Der Zeitgeist spielt Bcause zwar in die Karten. Oldenburg betont aber, man baue hier etwas für die kommenden 25 Jahre auf, kurzfristige Ziele will er daher nicht formulieren – man ist ja auch erst seit ein paar Monaten für alle zugänglich.

Wir verwalten kein Fremdvermögen. Das Geld gehört den jeweiligen Stiftungen.

Felix Oldenburg, Bcause

Aber langfristig hat Oldenburg für Bcause ambitionierte Ziele: „Wir sind im Grunde das Trade Republic für die Impact-Investing-Generation. Für die ist es ein No-Brainer, sich online finanziell zu engagieren. Und aus der Vernetzung auf der Plattform entstehen dann Impact Influencer, die andere zum Mitmachen mobilisieren. Das ist nicht nur etwas für Prominente, sondern für alle.“

Promis um Verena Pausder unterstützen das Fintech

Finanziert hat sich das Fintech zur Gründung über eine Seed-Runde von 2,3 Mill. Euro sowie weitere 1,5 Mill. Euro im vergangenen Jahr. Bislang sei man über 30 Privatpersonen wie Nebenan.de-Gründer Christian Vollmann oder den früheren Co-Chef von Zalando, Rubin Ritter, finanziert, die mitunter über ihre Family Offices investieren. Bei der nächsten Finanzierungsrunde werden auch institutionelle Investoren dabei sein, sagt der Gründer.

Zu den Unterstützern zählen neben der Chefin des deutschen Start-up-Verbandes Verena Pausder Ex-Thyssenkrupp-CEO Martina Merz, die Stifterin Ise Bosch und der Entertainer und Aktivist Eckart von Hirschhausen. Oldenburg selbst hat vier Jahre als Generalsekretär den Bundesverband Deutscher Stiftungen geleitet und hat als langjähriger Geschäftsführer der gemeinnützigen Organisation zur Förderung von Sozialunternehmern Ashoka gewirkt.

Dass die Spendenbereitschaft angeschoben werden muss, das zeigen die jüngsten Daten aus Deutschland. Das Spendenaufkommen ging 2023 um 12% zurück, berichtet Oldenburg.

Im Gespräch: Felix Oldenburg

„Wir sind das Trade Republic für die Impact-Investing-Generation“

Bcause-Gründer will Spendenbereitschaft in die Mitte der Gesellschaft tragen – Kreditkarte mit Impact und Benefits in Planung

Von Björn Godenrath, Frankfurt
Von Björn Godenrath, Frankfurt

Stiftungen für jedermann, das alles digital und mit Social-Media-Elementen auf einer Plattform. Bcause-Gründer Felix Oldenburg will mit seinem Fintech Spendenbereitschaft und Impact Investing in die Mitte der Gesellschaft tragen. Dabei orientiert er sich auch am deutschen Neobroker Trade Republic.

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