Den Generationen Z und Alpha auf der Spur
Franz Công Bùi, Frankfurt
Generation X, Y und Z sind beliebte Schubladen für Alters- und Zielgruppen, die gern beim Marketing zum Einsatz kommen. Seit einiger Zeit kursiert schon die nächste Generation durch die Medien, und da Z bekanntlich der letzte Buchstabe des modernen lateinischen Alphabets ist, wurde hierbei ein Wechsel ins Griechische vollzogen: Generation Alpha ist das Schlagwort für die der GenerationZ nachfolgenden Gruppe.
Diesen Alphas werden überwiegend die von etwa 2010 bis 2025 Geborenen zugerechnet. Und da diese Gruppe von Noch-nicht-Teenagern bis zu Noch-nicht-Geborenen reicht, sind Prognosen darüber, wie sich die Angehörigen dieser Jahrgänge als Erwachsene und Kunden verhalten werden, natürlich spekulativ.
Gleichwohl beschäftigen sich einige Finanzdienstleister – darunter auch spezialisierte Fintechs – bereits mit Bedarf und Bedürfnissen der Konsumenten aus der Generation Alpha. Denn gemein haben beide Segmente, dass sie in eine digitalisierte Welt hineingeboren wurden bzw. werden und darin noch mehr zu Hause sind als die sogenannten Digital Natives der GenerationY. Deren Relevanz im Finanzkontext war vor wenigen Wochen auch Thema bei der Fintech Week Hamburg.
Hochtechnologisierte Gruppe
So hat der Sparkassen Innovation Hub (S-Hub) beide Alterssegmente als Fokusthemen priorisiert. Der Thinktank der Sparkassen-Finanzgruppe beschäftigt sich mit Konsumenten, technischen Innovationen und digitalem Banking unter dem Blickwinkel, was zur Sparkassengruppe und deren Kunden passt.
Und wie Anna Friesen, die seit 1.September gemeinsam mit Milena Rottensteiner die Doppelspitze des Innovation Hub bildet, auf der Fintech Week schilderte, hat der S-Hub Ende September eine Analyse dieser „jungen, digitalaffinen und anspruchsvollen“ Generationen in einer Studie zusammengefasst. Die Ergebnisse stammen aus Sichtungen externer Quellen sowie aus Workshops, eigenen quantitativen Umfragen und qualitativen Interviews mit der GenerationZ sowie Eltern der Generation Alpha.
Die Erhebungen haben Friesen zufolge ergeben, dass 47% Alphas täglich das Smartphone nutzen und dass die Mitglieder der GenerationZ im Schnitt täglich 3 Stunden auf Social Media verbringen.
Die Befragungen hätten zudem gezeigt, dass diese Generationen übergreifend gewisse Werte vertreten, beispielsweise in Klimafragen. Insofern sollte auch bei Anbietern eine Haltung zu bestimmten Themen erkennbar sein. Und es herrsche ein Anspruch an einen perfekten Service, weswegen die Kundenreise für diese Altersgruppen verstärkt digital konzipiert und gedacht werden müsse.
Wichtig seien maßgeschneiderte, individuell gestaltete Dienste, denn das sei dieses Alterssegment gewöhnt. Schließlich handele es sich um eine hochtechnologisierte Zielgruppe, die auch deshalb über hohe Digitalkompetenz verfüge, weil viele der Zugehörigen zum Beispiel nicht nur Online-Spiele konsumieren, sondern über Angebote wie der Gaming-Plattform Roblox selbst in die Lage versetzt würden, Spiele zu kreieren und sich Coding-Skills anzueignen.
Geringes Finanzwissen
Gleichzeitig sei es aber auch so, dass diese Generationen nur über ein geringes Finanzwissen verfügten. Die Relevanz von Finanzthemen sei ihnen zwar bewusst. Das Interesse sei jedoch gering, denn es herrsche die Meinung vor, dass sich eine Beschäftigung damit für sie noch nicht lohne. Daher sei es wichtig, bei Finanzprodukten einen Bezug zur Alltagsbewältigung herzustellen.
In diesen Bereichen, erläutert Friesen, könnten sich Sparkassen mit ihren Services als Coach positionieren. Es gehe darum, diese Kundengruppen frühzeitig an Bord zu holen und dann zu halten, trotz eines zunächst vorherrschenden Desinteresses. Denn die Grundlagen für das spätere Finanzverhalten würden im Alter von 7 bis 9 Jahren gelegt.
Sinnvoll könnten etwa Lernangebote mit Alltagsbezug oder eine Taschengeld-App sein. Und da es sich um eine minderjährige Zielgruppe handele, müssten auch die Eltern adressiert werden. Die nämlich wünschten sich auch deshalb digitale Produkte, weil sie so die Kontrolle und Übersicht über die Aktivitäten ihrer Kinder behalten können. Die angebotenen Lösungen müssten jedoch mit dem fortschreitenden Alter und sich ändernden Lebensabschnitt der Nutzer mitwachsen.
Für diese Generation werde übrigens das Metaverse eine wichtige Rolle spielen. Friesen zufolge glauben 70% der Influencer, dass das Metaverse die heutige Social-Media-Landschaft ersetzen wird. Daher würden einige Finanzdienstleister bereits erste Versuche wagen, Fuß in diesen virtuellen Welten zu fassen.
So hat zum Beispiel J.P. Morgan im März als erstes Finanzinstitut eine digitale Immobilie in Decentraland, einem der beliebtesten Metaversen, erworben und dort die Onyx-Lounge eröffnet, benannt nach einer Tochtergesellschaft, die Blockchain-Projekte und die eigene digitale Währung JPM Coin verantwortet. Den Angaben zufolge sieht die US-Großbank in diesen Parallelwelten insgesamt ein jährliches Umsatzpotenzial von etwa 1 Bill. Dollar.
Auch der S-Hub hat einen Metaverse-Prototyp erstellt. Allerdings betonte Friesen, die Überlegungen befänden sich im Anfangsstadium, denn noch stelle das Metaversum kein Massenphänomen dar.