Neues Besucherzentrum

Hightech-Instal­lationen im altehr­würdigen Haus

Die Deutsche Börse hat das Besucherzentrum am Börsenplatz in Frankfurt neu gestaltet. Ziel des Visitor Center ist es, durch Einbindung neuester Technologien die Themen Aktienkultur und Börsenhandel einer breiten Öffentlichkeit näherzubringen.

Hightech-Instal­lationen im altehr­würdigen Haus

Von Franz Công Bùi, Frankfurt

Der Frankfurter Börsenplatz ist als Symbol für die Finanzwelt fest im kollektiven Bewusstsein verankert. Allein die ikonischen Skulpturen „Bulle & Bär“, die sich seit 1988 auf der östlichen Seite des Platzes befinden, aber auch das diese Stätte dominierende Gebäude, die namensgebende Neue Börse, sind als Wahrzeichen des Finanzplatzes Frankfurt weithin bekannt.

Das 1879 im Stil der Neurenaissance erbaute Gebäude, in dem die Frankfurter Wertpapierbörse und die Industrie- und Handelskammer Frankfurt am Main domizilieren, wird vom kommenden Jahr an eine weitere Attraktion bieten: das neugestaltete Besucherzentrum, das Visitor Center der Deutschen Börse. Dort wird es dann eine neue kostenlose Dauerausstellung zu Themen rund um den Börsenhandel geben.

Hierfür wurde der erste Stock in dem historischen Gebäude, in dem sich der letzte deutsche Handelssaal befindet, denkmalschutzkonform um­gebaut. Es gibt einen neuen Besuchereingang, der zu der Ausstellung im alten Devisenhandelssaal mit einem Ausstellungsbereich von circa 180 qm Größe führt. Dabei wurde auch die Empore im Handelssaal neugestaltet und die Besuchergalerie leicht aktualisiert.

Ziel des Visitor Center ist es, die Themen Aktienkultur und Börsenhandel einer breiten Öffentlichkeit näherzubringen. Dabei sollen komplexe Sachverhalte aus der Aktien- und Finanzwelt zugänglich aufbereitet werden, damit sie für unterschiedliche Zielgruppen verständlich, spannend und informativ zugleich sind, wie ein Sprecher der Deutschen Börse unterstreicht: „Mit der neuen und hochmodernen Ausstellung am Frankfurter Börsenplatz leistet die Börse ihren gesellschaftlichen Beitrag zur ökonomischen Bildung. Die Ausstellung und der Blick in den Handelssaal machen die abstrakten Finanzthemen der Öffentlichkeit zugänglich und erlebbar. Dies ist die Grundlage für eine stärkere Aktienkultur in Deutschland.“

Dafür wurde ein Ausstellungsansatz entwickelt, bei dem durch Einbindung moderner Technologien, eingebettet in ein didaktisches Konzept, Interesse geweckt und ein integriertes, ganzheitliches Erlebnis geschaffen werden soll.

Die Besucher können sich hierbei eigenständig und interaktiv an 20 digitalen Stationen über die Deutsche Börse und ihre Historie, Wertpapiere sowie den Handel damit informieren. Hierzu wurde eine Vielzahl an Medien und Kommunikationsstrategien vereint: analoge Exponate, Augmented-Reality-Installationen, die Besucherinteraktion ermöglichen, Inhalte aus der Capital Markets Academy der Deutschen Börse, Echtzeit-Daten, Lichtinstallationen sowie -projektionen oder Multitouch-Wände.

Bevor es in den Hauptausstellungsraum geht, werden Besucher von digitalen Agenten begrüßt , sogenannten Personas, die von ihren Erwartungen und Erfahrungen im Bezug zur Börse berichten und die Besucher begleiten. Der Hauptraum wird unterteilt durch einen Vorhang, dessen integrierte Leuchten einer Candlestick-Chart-Darstellung nachempfunden sind (siehe Foto oben) und die historische Entwicklung des Dax von 1988 bis 2020 zeigen.

Hinter dem Vorhang befindet sich ein Trading-Tisch mit Handelssimulationen, die es dem Besucher ermöglichen, spielerisch mit Dax-Werten zu handeln und die Ergebnisse mit anderen Anlageformen zu vergleichen. An den umliegenden Wänden sind Multitouch-Displays in die Paneele eingelassen, über die Besucher sich zur Funktionsweise der Börse oder den Handelsplatz Frankfurt und viele weitere Themen in Deutsch und Englisch informieren können.

Des Weiteren wird eine Medienstation geboten, die auf einen kritischen Umgang mit Information zu Börsenthemen hinweisen soll. Bevor es dann auf die Empore oberhalb des Handelsraums geht, passieren Besucher eine alte Händlerschranke, in der man „Wer wird Aktionär?“ spielen kann. Und an alten Telefonen, die die Anmutung eines vormaligen Händlerbüros geben, kann man in den hektischen Klang des früheren Wertpapierhandels eintauchen.

Ergänzt werden die Inhalte der Ausstellung durch eine mehrsprachige mobile App, über die Zugang in weitere Content-Ebenen gegeben wird und die jeden Besucher auf dem eigenen Mobilgerät begleitet. Via QR-Codes sollen dann bei den Installationen jeweils zugehörige vertiefende Informationen visuell und per Audio-Guide sowie Augmented Reality abgerufen werden können. Die Fertigstellung der App ist für das erste Quartal 2022 vorgesehen.

Am Ende der Tour gelangt man auf die neue Besucher-Galerie, von welcher aus man auf das Handelsparkett schauen und an einer Multimedia-Station als Fernsehsprecher ein kurzes Erinnerungsvideo auch für die Verwendung auf Social Media aufnehmen kann.

Nach fast zweieinhalb Jahren Konzeption und verschiedenen Bauphasen mit der Digitalagentur Cosalux als szenografischem und innenarchitektonischem Generalunternehmer war die feierliche Eröffnung ursprünglich für Januar 2020 vorgesehen. Jedoch musste das aufgrund der Corona-Pandemie verschoben werden. Ob der zuletzt anvisierte Eröffnungstermin im Januar 2022 sich umsetzen lässt, ist angesichts der derzeitigen Coronalage indes nicht absehbar.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.