Allianz krönt Jubiläum mit Rekorden
Von Michael Flämig, München125 Jahre nach ihrer Gründung wird die Allianz am kommenden Donnerstag ein Rekordjahr präsentieren. Vorstandsvorsitzender Michael Diekmann tischt bei seiner letzten Bilanzpressekonferenz – im Mai übernimmt sein Vorstandskollege Oliver Bäte das Amt – den Aktionären eine wahre Leckerei auf. Die Dividende für das Jahr 2014 dürfte in die Größenordnung von gut 7 Euro je Aktie springen. Zum Vergleich: In ihrer gesamten Historie zeigte sich die Allianz noch niemals auch nur im Ansatz so spendabel. Maximal wurden 5,50 Euro je Aktie überwiesen (für das Jahr 2007). Bezogen auf den Jahresendkurs der Allianz-Aktie entspräche eine 7-Euro-Überweisung einer Verzinsung von gut 5 %. Die Investoren werden zufrieden sein.Der steile Anstieg wird getrieben von einer erhöhten Ausschüttungsquote. Seine Kraft bezieht er auch aus einem erfolgreichen Geschäftsjahr. Denn das Management traute sich zuletzt beim operativen Ergebnis das obere Ende der anfangs genannten Spanne von 9,5 bis 10,5 Mrd. Euro zu. Angesichts der geringen Sonderbelastungen im vierten Quartal – ein Buschfeuer in Australien hier, eine Strafzahlung von 50 Mill. Euro dort, außerdem Halteprämien von 33 Mill. Euro für Pimco-Manager – müssten die 10,5 Mrd. Euro sogar übertroffen worden sein.Aber wie auch immer: Der Rekord ist gesichert. Denn jene 10,3 Mrd. Euro, die beim Herausrechnen der kurz darauf verkauften Dresdner Bank im Jahr 2007 erzielt wurden, haben ihre Spitzenposition auf jeden Fall verloren. Inklusive der ehemaligen Banktochter waren es zwar 10,9 Mrd. Euro, aber so würden Äpfel mit Birnen verglichen. Dennoch rückt sogar dieser Wert in Reichweite. Einen Weg zu gehen hat die Allianz aber unverändert beim Nettogewinn. Im Boomjahr 2007 betrug der Überschuss für die Anteilseigner 8,0 Mrd. Euro. Mit 5,0 Mrd. Euro nach neun Monaten ist die Allianz davon wohl im Gesamtjahr weit entfernt. Sachversicherung glänztAls Profitabilitätsmotor hat sich nach jahrelanger Schwächephase das Schaden- und Unfallgeschäft etabliert. Die Assekuranz konnte Preiserhöhungen durchsetzen, die kombinierte Schaden-Kosten-Quote sinkt in Richtung historisch niedriger Werte. Doch nicht nur der Zyklus kommt der Allianz zugute. Die Münchner haben ihre Sorgenkinder konsequent beackert. Deutschland glänzt, in Russland zieht die Allianz sich zurück, und das US-Retailgeschäft wurde teils verkauft. Es wäre eine Überraschung, wenn die Sparte das Ziel eines operativen Gewinns von maximal 5,3 Mrd. Euro nicht deutlich übertreffen würde. Schließlich standen nach neun Monaten schon 4,3 Mrd. Euro zu Buche.Die Lebensversicherung schlägt sich in dem Niedrigzinsumfeld wacker auch durch die Hereinnahme von Einmalbeiträgen. Sorgen bereitet allein die Fondstochter Pimco, die nach zahlreichen Management-Querelen exorbitante Dollar-Abflüsse erleiden musste. Die Investorenschar wird genau registrieren, wann die Allianz sich einen Stopp der andauernden Mittelverluste zutraut.Wichtiger noch: Wie geht es mit dem Gesamtkonzern weiter? Diekmann wird kaum strategische Leitplanken verrücken, schließlich gehört dies zur Domäne seines Nachfolgers. Eine Prognose allerdings bleibt dem langjährigen Chef nicht erspart. Einige Investoren rechnen schon damit, dass der Vorstand das Zielband nicht über die 2014er Vorhersage von 10,5 Mrd. Euro hinausschiebt. Dollar-StärkeSicher: Die Schuldenkrise bleibt eine Bedrohung, und Naturkatastrophen werden kaum so selten auftreten wie 2014. Aber eigentlich müsste die Allianz vorankommen, schließlich profitiert sie weiterhin vom Boom der Sachversicherung. Außerdem hilft ihr die Dollar-Stärke, vor allem weil Pimco in der US-Währung abrechnet. Eine zehnprozentige Aufwertung gegenüber einem Euro-Kurs von 1,35 erhöhe den operativen Gewinn um 300 Mill. Euro, stellte die Allianz 2014 fest. Mittlerweile sind 1,14 Euro/Dollar erreicht. Auch wenn der Verkauf des US-Sachversicherungsgeschäfts den Gewinneffekt mindert, ist der Rückenwind relevant. Auch an anderer Stelle profitiert die Allianz von der Euro-Schwäche: Das verwaltete Fondsvermögen wird – in Euro gerechnet – gestützt. Im dritten Quartal betrug der positive Effekt 105 Mrd. Euro.