Bei VW schrumpft der Gewinn
Von Carsten Steevens, HamburgVolkswagen plant laut Insidern in ihrer anstehenden Quartalsbilanz keine weiteren Rückstellungen für die Folgen des Diesel-Abgasskandals ein. Wie Nachrichtenagenturen berichten, gibt es derzeit offenbar keine Überlegungen im Konzern, die sich aktuell auf 16,2 Mrd. Euro belaufenden Rückstellungen für technische und kundenbezogene Maßnahmen im Zusammenhang mit den Manipulationen von Emissionstests bei weltweit rund 11 Millionen Dieselautos weiter aufzustocken. Positive SignaleDer Wolfsburger Autobauer wird am Dienstag, gut einen Monat später als ursprünglich vorgesehen, das Zahlenwerk für die ersten drei Monate präsentieren. Wie die Verständigung mit amerikanischen Umweltschutzbehörden über einen Rückruf oder einen Rückkauf der rund 580 000 in den USA von Softwaremanipulationen betroffenen Dieselfahrzeuge ausfallen wird, welche Summen Klägern zugesprochen und in einen US-Umweltfonds fließen werden, ist nach wie vor offen. Damit stehen auch mögliche zusätzliche Belastungen für Volkswagen noch nicht fest. Positiv äußerte sich in dieser Woche aber der zuständige Richter Charles Breyer bei einer Anhörung in San Francisco: Der Konzern sei auf einem guten Wege, fristgemäß bis zum 21. Juni einen Vergleich mit den klagenden Autobesitzern und den US-Behörden zu präsentieren.Gut einen Monat nach der ebenfalls verspäteten Bekanntgabe des größten Jahresverlusts in der Firmengeschichte der Wolfsburger dürfte die Aufmerksamkeit bei der Zahlenvorlage am 31. Mai vor allem der operativen Entwicklung des Zwölfmarkenunternehmens gelten. Analysten gehen laut Reuters von einem um 17,4 % auf rund 2,7 Mrd. Euro geschrumpften Betriebsergebnis aus. Allein bei der Kernmarke VW Pkw wird ein um mehr als 70 % auf 141 Mill. Euro gesunkenes Ergebnis erwartet. Die Schätzungen gehen dabei auseinander. Die Commerzbank etwa rechnet im Vorjahresvergleich mit einem Umsatzrückgang im ersten Quartal um 1 % auf 52,2 Mrd. Euro und einem Ebit ohne Sondereffekte im Zusammenhang mit der Abgasaffäre von 2,78 (i.V. 3,33) Mrd. Euro. Die VW-Pkw-Marke sollte trotz negativer Erlösentwicklung wieder einen Quartalsgewinn von 100 Mill. Euro zeigen – nach einem Verlust von 127 Mill. Euro im Schlussabschnitt 2015. Die WGZ Bank unterstellt wegen des Wegfalls von Währungseffekten und einer schwachen Absatzentwicklung einen Umsatzrückgang um 4 % auf 50,7 Mrd. Euro, das Konzern-Ebit wird bei 2,81 Mrd. Euro erwartet. Bessere EmpfehlungenDie Anlageempfehlungen der Analysten für die Volkswagen-Aktie fallen indes besser aus als vor drei Monaten: Die Zahl negativer Einschätzungen (Sell, Underperform) sank seit Februar von zwölf auf acht. Die Privatbank Berenberg, die zum Kauf der Aktie rät, hob das Kursziel im Mai gar von 160 auf 210 Euro an: Die Auswirkungen der Dieselgate-Affäre seien inzwischen besser absehbar. Zudem laufe es bei Porsche, Audi, den Joint Ventures in China sowie beim Lkw-Bauer Scania besser als gedacht.Die Vorzugsaktie von VW legte gestern um 0,7 % auf 135,30 Euro zu. Damit liegt das Papier zwar noch 17 % unter dem Niveau vor Bekanntwerden der Abgasaffäre am 18. September 2015. Verluste seit Anfang dieses Jahres hat die Aktie damit aber wettgemacht.