Bessere Stimmung an der Wall Street
Dienstag, 20.10.:Die Wall Street ist positiv in die Bilanzsaison für das dritte Quartal gestartet. Die großen Banken gaben in dieser Woche den Startschuss und übertrafen vor allem wegen eines starken Wertpapiergeschäfts die Erwartungen der Analysten. Auch der Gesundheitskonzern Johnson & Johnson, einer der großen Dow-Jones-Werte, legte überraschend robuste Quartalszahlen vor und hob die Prognosen für den Rest des Jahres an – auch wenn der Konzern seine Corona-Impfstoffstudie vorübergehend stoppte.In der kommenden Woche wird der Zahlenreigen weiter an Fahrt aufnehmen. Mit dem Konsumgüterhersteller Procter & Gamble am Dienstag und dem Getränkekonzern Coca-Cola am Donnerstag werden zwei weitere Dow-Jones-Titel neue Einblicke in die geschäftlichen Folgen der Pandemie geben. Für die gleichen Tage, allerdings nach Börsenschluss haben der Streaming-Anbieter Netflix, bisher einer der Corona-Gewinner, sowie der Halbleiterkonzern Intel Quartalszahlen angekündigt.Die Stimmung an der Wall Street hellte sich zuletzt auf. Zwar rechnen die Analysten für die im marktbreiten Aktienindex S&P 500 abgebildeten Unternehmen immer noch mit einem deutlichen Gewinnrückgang um durchschnittlich 19,4 % gegenüber dem Vorjahr. Aber der Pessimismus lässt bereits spürbar nach. Anfang Juli war noch ein deutlich stärkerer Gewinnrückgang von 25,3 % erwartet worden.Für Wall-Street-Kenner ist das eine ungewöhnliche Entwicklung. “In der Regel reduzieren Analysten ihre Gewinnprognosen im Laufe eines Quartals”, sagt John Butters, der beim Informationsdienst Factset die für den langfristigen Börsentrend wichtige Ergebnisentwicklung analysiert. Der Grund für die typischerweise rückläufigen Schätzungen: Zahlreiche Unternehmen stapeln mit ihren eigenen Prognosen tief. Denn es kommt an der Börse besser an, wenn ein Konzern die Prognosen bei Vorlage der Ergebnisse übertritt.Für die Erholung der Prognosen im dritten Quartal gibt es mehrere Gründe. Zum einen hatten Analysten ihre Gewinnschätzungen während des von hoher Verunsicherung geprägten zweiten Quartals besonders stark reduziert. Dazu hatten zahlreiche Unternehmen wegen der konjunkturellen Unwägbarkeiten ihre “Guidance” zurückgezogen. Die Wall Street flog praktisch blind.Die Situation hat sich wieder etwas gebessert, aber immer noch wagen mehr als ein Viertel der S&P-500-Konzerne keine eigenen Prognosen für 2020 und 2021. “Es wird interessant sein, zu beobachten, wie die tatsächlichen Gewinne angesichts der gestiegenen Prognosen in den kommenden Wochen ausfallen”, meint Factset-Analyst Butters. Er ist aber zuversichtlich: Die Quartalsergebnisse an der Wall Street liegen letztlich nämlich meist über den Prognosen.nok