FINANZMARKTKALENDER - NÄCHSTE WOCHE

BMW im Stresstest

Dieselgate bei VW trifft auch weiß-blauen Autokonzern - Münchner bieten aber Kontrastprogramm

BMW im Stresstest

Von Stefan Kroneck, München”Wir haben keine Freude daran, wenn große Marktteilnehmer in Schwierigkeiten geraten”, sagte einst BMW-Finanzvorstand Friedrich Eichiner im Interview der Börsen-Zeitung mitten in der Finanzmarktkrise. Denn dies führe zu “Marktstress”. Obwohl diese Aussage schon über sechs Jahre zurückliegt, ist sie heute wieder aktuell. Der Skandal um manipulierte Abgaswerte bei VW-Dieselfahrzeugen betrifft halt nicht nur den Wettbewerber aus Wolfsburg, sondern die gesamte Branche. Dieselgate hat dem Image der deutschen Autoindustrie schwer geschadet. Schließlich sind allein in Deutschland über zwei Drittel der abgesetzten Fahrzeuge der Marken BMW und Mini mit Dieselmotoren ausgestattet.Insofern befindet sich der Münchner Autokonzern – überspitzt formuliert – aufgrund des jüngsten exogenen Schocks derzeit im Stresstest. Unlängst reagierte das Management auf Spekulationen über angeblich falsche Abgaswerte bei einigen BMW-Modellen mit einem scharfen Dementi. Wegen dieser Gerüchte ging die Aktie kurzweilig in den Keller.Ob sich die VW-Affäre auf absehbare Zeit auch bei BMW im Neugeschäft niederschlägt, ist aber noch offen. Eine Einschätzung könnte der neue Vorstandschef Harald Krüger am kommenden Dienstag in einer Telefonkonferenz abgeben, wenn der weiß-blaue Dax-Konzern seinen Bericht über das dritte Quartal veröffentlicht. Optimisten glauben, dass die Krise bei Europas größtem Autohersteller kaum Spuren im operativen Geschäft von BMW hinterlässt.Bisher lief es für den erfolgsverwöhnten Premiumhersteller aus der bayerischen Landeshauptstadt im laufenden Jahr recht gut. BMW steuert auf ein Rekordjahr bei Absatz, Umsatz und Vorsteuergewinn zu. In den Monaten Juli bis September steigerte der Konzern seine Pkw-Auslieferungen um 6,9 % auf 545 062 Einheiten. Vor diesem Hintergrund rechnet die Equinet Bank für den zurückliegenden Dreimonatsabschnitt mit einem Umsatzschub von 14 % auf 22,4 Mrd. Euro. Während die Equinet-Analysten einen leichten Zuwachs des Konzern-Vorsteuergewinns auf 2,03 Mrd. Euro erwarten, dürfte ihrer Ansicht nach das operative Ergebnis der Kernsparte Automobile trotz des Absatzschubs bei 1,69 Mrd. Euro stagnieren. China-Flaute drückt MargenHier macht sich die jüngste Wachstumsschwäche im größten Einzelmarkt China bemerkbar. Im asiatischen Riesenreich, wo BMW jedes fünfte Auto aus eigener Produktion verkauft, purzeln im Premiumsegment seit Monaten die Preise. Ursachen dafür sind strengere Regularien Pekings und ein stärkerer Wettbewerb. Daimler ist in China auf Aufholjagd. Das drückt bei BMW auf die Margen. Wegen der Unsicherheit über die Lage im Reich der Mitte und wegen Dieselgate büßte das BMW-Papier zeitweise deutlich an Wert ein. Im September sackte der Titel auf unter 79 Euro ab nach dem Höchststand von 121 Euro im März. Seit dem Tief vom September befindet sich die Aktie aber auf Erholungskurs. Am Donnerstag notierte sie bei 93 Euro. Offensichtlich trauen die Anleger BMW zu, die Herausforderungen in China und beim Thema Diesel zu meistern. Hinzu kommt die Erleichterung im Markt darüber, dass Dieselgate sich auf VW beschränkt. Insofern bietet BMW nicht nur bei den Zahlen gegenüber dem Wettbewerber aus Wolfsburg Kontrastprogramm, sondern auch im Umgang mit Schadstoffwerten. Die Abgasaffäre brockte VW im dritten Quartal einen Vorsteuerverlust von 2,5 Mrd. Euro ein. Da VW eine Weile mit sich selbst beschäftigt sein wird, bringt das BMW auch Vorteile.