Commerzbank arbeitet an Comeback
Von Anna Sleegers, Frankfurt
Wenn die Commerzbank am Donnerstag ihre Jahreszahlen vorlegt, ist kaum mit bösen Überraschungen zu rechnen. Nachdem sich die Nummer 2 der hiesigen Privatbanken zuletzt durch die Veröffentlichung des für ihre Geschäftsentwicklung kaum aussagekräftigen Gewinns vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) aktiv um den durch das Delisting von Linde freiwerdenden Platz im Dax 40 beworben hat, wird sich Bettina Orlopp kaum die Blöße geben, den Investoren auf der Ziellinie vor der ersten Ausschüttung seit vier Jahren eine Enttäuschung zu bereiten. Schließlich plant die Finanzvorständin seit Beginn der Restrukturierung gemeinsam mit Konzernchef Manfred Knof prinzipiell so konservativ, dass sie die Erwartungen in jedem Quartal ein bisschen übertreffen – zumindest die eigenen.
Rückläufiges Risikoergebnis
Wie aus der auf der Website veröffentlichten Konsensschätzung hervorgeht, rechnen sie im Durchschnitt mit Erträgen von 2,4 Mrd. Euro im Schlussquartal. Das entspräche im Vergleich zum Vorjahreszeitraum einem Anstieg um satte 20 % und würde die Erträge im Gesamtjahr auf etwa 9,5 Mrd. Euro erhöhen, nach 8,5 Mrd. Euro 2021. Abzüglich des geschätzten Risikoergebnisses, das nach Einschätzung der Analysten im Schlussquartal mit −248 Mill. Euro deutlich niedriger ausfallen wird als binnen Jahresfrist (−313 Mill. Euro), würde damit unter dem Strich ein operatives Quartalsergebnis stehen, das mit 574 Mill. Euro viermal so hoch ist wie der Vergleichswert des Vorjahres. Auf das gesamte Jahr gerechnet entspräche das einem Plus von 75 % auf 2,1 Mrd. Euro.
Steigende Zinseinnahmen
Neben den massiven Kosteneinsparungen, die das Institut durch Filialschließungen, die Straffung der Auslandspräsenzen und den Abbau von vielen Stellen in der Zentrale erzielt hat, ist die aus Investorensicht erfreuliche Ergebnisentwicklung vor allem der Geldpolitik geschuldet. Nachdem unterjährig bereits die rasanten Zinserhöhungen der polnischen Notenbank die Gewinne der polnischen Tochter MBank hatten sprudeln lassen, dürften sich im Schlussquartal allmählich auch die Zinserhöhungen der Europäischen Zentralbank (EZB) in den Zahlen niederschlagen.
Abzüglich Steuern erwartet die Analystengemeinde im Schlussquartal im Durchschnitt ein Konzernergebnis von 392 Mill. Euro, nach 115 Mill. Euro im Vorjahreszeitraum. Selbst wenn sich die pessimistischste Erwartung eines Konzerngewinns von 234 Mill. Euro bewahrheiten sollte, würde die Commerzbank den vor einem Jahr von Orlopp in Aussicht gestellten Milliardengewinn toppen – was wiederum schon fast im Rahmen der Erwartungen liegen würde, die ihre bisherige Kommunikationspolitik schüren würde.
Was das Ganze nun für die Dividende bedeuten wird, auf die sich die Aktionäre freuen dürfen, bleibt abzuwarten. Sie leitet sich nicht von den Angaben zum nach dem internationalen Rechnungsstandard IFRS ermittelten Konzerngewinn ab, mit denen die Commerzbank die Investoren informiert, sondern vom Abschluss nach den Regeln des Handelsgesetzbuchs (HGB).