Commerzbank zieht Bilanz
Mittwoch, 5.8.:Die Commerzbank hat derzeit wenig zu lachen: Erst legt ein neuer Virus die Volkswirtschaft über Monate lahm, dann muckt der Finanzinvestor Cerberus auf, und zu allem Überfluss wird auch noch ruchbar, dass das Institut 200 Mill. Euro bei Wirecard im Feuer stehen hat. Als ob das nicht genügen würde, werfen auch noch der Vorstandschef und der Aufsichtsratschef die Flinte ins Korn, was die Entwicklung der dringend benötigten neuen Strategie nicht gerade vereinfacht. Vor diesem Hintergrund bezeichnet die Bankanalystin Izabel Dobreva von Morgan Stanley das zweite Quartal, über das die Commerzbank am kommenden Mittwoch berichten wird, durchaus treffend als “Quartal des Übergangs”.Im Zentrum der Aufmerksamkeit dürfte die Frage stehen, wie gut die Commerzbank-Kunden in der Lage sind, ihre Kredite zurückzuzahlen, ein Umstand, der sich bei der Commerzbank im Risikoergebnis widerspiegelt. Laut der auf der Website des Instituts veröffentlichten Konsensschätzung rechnen die 27 teilnehmenden Analysten im Schnitt mit einer Belastung von 475 Mill. Euro. Das ist etwas mehr als 2,5-mal so viel wie vor einem Jahr, als das Institut 178 Mill. Euro für faule Kredite zur Seite legte. Beim Ertrag traut die Analystenzunft dem Institut einen geringfügigen Anstieg auf 2,2 Mrd. Euro zu, geprägt vom Risikoergebnis werde das operative Ergebnis jedoch um gut die Hälfte auf 151 Mill. Euro einbrechen.Spannender als das Zahlenwerk ist jedoch die Frage, ob und wann es dem ausgedünnten Top-Management gelingt, die Führungskrise in den Griff zu bekommen. Zunächst gilt es, einen Nachfolger zu finden für Stefan Schmittmann, der sein Amt am 3. August niederlegt. An diesem Tag findet eine Sitzung des Aufsichtsrats statt, auf der mit etwas Glück ein Nachfolger bestimmt werden soll. Mit der Suche war dem Vernehmen nach Jutta Dönges betraut, die Vertreterin des Bundes im Kontrollgremium. Wie zu hören ist, legte die frühere Investmentbankerin Wert auf einen Nachfolger, der nicht nur Erfahrung als CEO mitbringt, sondern auch mit Strukturwandel. Das deutet auf einen externen Kandidaten hin, der erst gerichtlich bestellt werden muss, bevor er sich einarbeiten und die Suche nach einem Nachfolger für den Vorstandschef Martin Zielke aufnehmen kann, der zum Jahresende geht.lee