Modekonzern

Das integrierte Modell hilft Inditex

Die Corona-Pandemie ist eine Herausforderung für den Einzelhandel. Inditex, die hinter Ketten wie Zara steht, kann einen Umsatzrückgang in den Läden durch das stärkere Online-Geschäft ausgleichen.

Das integrierte Modell hilft Inditex

Von Thilo Schäfer, Madrid

Die Geschäftszahlen des weltweit führenden Modekonzerns Inditex gelten auch als Gradmesser für das Verbraucherverhalten in diesen turbulenten Zeiten der Pandemie. Der spanische Betreiber von Ketten wie Zara oder Massimo Dutti hatte im ersten Quartal seines Geschäftsjahres die Erwartungen der Analysten übertroffen und sich gut von den Verlusten 2020 erholt. Der Umsatz von knapp 5 Mrd. Euro bis April lag jedoch 16% unter dem Niveau von 2019 vor Ausbruch der Coronakrise.

Nun im Sommer hatte die erneute Ausdehnung des Virus in den verschiedenen Märkten von Inditex für Unruhe unter Anlegern gesorgt und den Aktienkurs belastet. Doch die Analysten von J.P. Morgan blicken zuversichtlich auf das zweite Quartal, dessen Bilanz am Mittwoch vorgestellt wird. Sie erwarten einen bereinigten Umsatz von 7 Mrd. Euro, was einem Plus von 7% gegenüber 2019 entspricht. Das Ergebnis vor Steuern und Zinsen wird nach Ansicht von J.P. Morgan 1,17 Mrd. Euro erreichen, das wäre ein Zuwachs von 11%. „Der spanische Bekleidungsmarkt verbesserte sich im Juni deutlich, schien im Juli jedoch wieder etwas zurückzufallen“, schreibt J.P. Morgan in einem Bericht vom 1. September über den wichtigsten Markt von Inditex. In Frankreich und den USA sei es ebenfalls gut gelaufen.

Wie andere Analysten auch lobt die US-Bank das integrierte Modell der Spanier, das Online-Handel mit dem Filialnetz verbindet. So können Kunden die im Netz gekaufte Ware in den Geschäften umtauschen. Einige der großen Konkurrenten verkaufen dagegen nur im Laden, etwa die irische Primark, oder nur online wie etwa Shein, der aufstrebende Modehändler aus China. Wegen der Lockdowns trug der Online-Verkauf 2020 ein Drittel zum Umsatz bei, wodurch das Ziel von 25% frühzeitig übertroffen wurde.

Auf der Hauptversammlung im Juli hatte der Vorsitzende von Inditex, Pablo Isla, Investitionen bis 2022 von 2,7 Mrd. Euro angekündigt. Davon gehen 1,7 Mrd. Euro in den Umbau der Modeläden und 1 Mrd. in die Technologie. Inditex hatte in den zwölf Monaten bis April seine Geschäfte um 654 auf weltweit 6758 reduziert. Kleine Shops wurden zugunsten größerer und attraktiverer Flagship Stores geopfert. „Inditex hat früher als die Mitbewerber seine Geschäfte optimiert“, urteilen die Analysten von Mirabaud.

Auch in die Nachhaltigkeit soll stärker investiert werden, etwa in die Nutzung von Ökostrom oder wiederverwertbare Textilien. Denn das steigende Umweltbewusstsein vieler Kunden ist eine Gefahr für das Geschäftsmodell von Anbietern wie Zara oder der schwedischen H&M.

Auch wenn es nach den harten und langen Lockdowns wieder besser läuft, rechnen die meisten Analysten nicht damit, dass Inditex vor 2022 das Niveau von vor der Pandemie erreichen wird. Die Deutsche Bank senkte ihr Ziel für die Aktie, die bei 30 Euro steht, auf 22 Euro.