Dax nimmt Abschied vom Stahl
sts Frankfurt – Der Abstieg des Traditionskonzerns Thyssenkrupp aus dem Dax gilt nach dem Kursrutsch in den vergangenen Monaten als ausgemachte Sache. Offiziell bekanntgeben dürfte die Deutsche Börse dies am kommenden Mittwoch (4. September) nach Handelsschluss. Wirksam werden die Änderungen dann zum 23. September.Spannend bis zum Schluss dürfte die Nachfolge sein. Hier rangeln MTU Aero Engines und Deutsche Wohnen miteinander, wobei der Triebwerkshersteller aus München die Nase gegenüber dem Immobilienkonzern aus Berlin vorne hat.Anders als früher entscheidet die Börse heute bei der Zusammensetzung der Indizes der Dax-Familie streng regelbasiert. Die beiden Kriterien sind die Marktkapitalisierung des Streubesitzes und der Handelsumsatz. Das zweite Kriterium soll die Aufnahme illiquider Titel in einen Auswahlindex verhindern. Und bei beiden Kriterien sieht es für Thyssenkrupp nicht gut aus. LBBW-Indexexperte Uwe Streich bezeichnet den bevorstehenden Abstieg als unausweichlich. Die Marktkapitalisierung liegt noch bei rund 6,5 Mrd. Euro, MTU kommt auf mehr als 10 Mrd. Euro.Damit wird künftig kein Stahlkonzern mehr im wichtigsten deutschen Aktienindex enthalten sein. Das Vorgänger-Unternehmen Thyssen war Gründungsmitglied des Dax, später gehörte ihm zeitweilig auch Salzgitter an. Damit gibt es noch 13 Dax-Dinos, die seit dem Start im Jahr 1988 dem Index angehören. Dazu zählt auch Lufthansa, die aktuell der zweitschwächste Wert im Dax ist.Die Veränderungen spiegeln über die Jahre auch den Strukturwandel der deutschen Volkswirtschaft wider. Mit Deutsche Wohnen würde ein zweiter Immobilienkonzern nach Vonovia in den Dax aufsteigen. Dies galt bis vor wenigen Monaten auch als ausgemachte Sache. Dass nun MTU die Nase vorn hat, liegt in gewisser Weise an der Landespolitik in Berlin. Die Koalition aus SPD, Grünen und Linke will in der deutschen Hauptstadt kräftig in den Markt für Mietwohnungen eingreifen, was die Aktie von Deutsche Wohnen – nach eigenen Angaben größter Wohnungsanbieter im Großraum Berlin – unter Druck setzte. Allerdings weist Streich darauf hin, dass MTU auf der Schlussgeraden noch an geringen Handelsumsätzen scheitern könnte.Im Nebenwerte-Index MDax wackelt aktuell insbesondere die Mitgliedschaft von Norma Group. Nach Einschätzung von Commerzbank-Expertin Petra von Kerssenbrock dürfte CTS Eventim den Platz von Norma einnehmen. Spannung um TratonGefährdet ist der Expertin zufolge auch die MDax-Zugehörigkeit von Deutsche Euroshop, Dürr und 1&1 Drillisch.Mit Spannung wird verfolgt, wie sich Traton, die Lkw-Tochter von Volkswagen, bei diesem Index-Entscheid positioniert. Sie gilt als künftiges MDax-Mitglied, ob es diesmal schon reicht, ist offen. Traton würde dann wohl erst einmal im Kleinwerte-Index SDax starten, ähnlich wie das aktuelle MDax-Mitglied Knorr Bremse nach seinem IPO. In den SDax könnte im September auch Dermapharm aufsteigen.