Jahreszahlen

Deutsche Börse trotzt Gegenwinden

Trotz Gegenwinden hat die Deutsche Börse 2021 ein gutes Wachstum erzielt. Der Konsens erwartet, dass sie in der nächsten Woche ein Erlös- und Ergebniswachstum von etwas mehr als 8% ausweisen wird.

Deutsche Börse trotzt Gegenwinden

Von Christopher Kalbhenn, Frankfurt

Am Mittwoch nach Handelsschluss wird die Deutsche Börse ihre Ergebnisse für das abgelaufene Geschäftsjahr vorlegen. Mit den Zahlen des Marktbetreibers, die am darauffolgenden Tag in einer Bilanzpressekonferenz sowie einer Analystenkonferenz näher erläutert werden, werden die Anteilseigner zufrieden sein können. Im Median rechnet der von Refinitiv erfasste Analystenkonsens damit, dass das Unternehmen seinen Erlös und sein Ebitda (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) um jeweils etwas mehr als 8% auf knapp 3,5 Mrd. und etwas mehr als 2 Mrd. Euro gesteigert hat. Damit hat die Deutsche Börse ihre für 2021 gesetzten Ziele erreicht, und sie liegt weiter im Plan, was ihre Mittelfriststrategie Compass 2023 betrifft. Danach sollen ihr Erlös und ihr Ebitda im Zeitraum 2019 bis 2023 jährlich um durchschnittlich 10% wachsen, wo bei jeweils 5 Prozentpunkte des Erlöswachstums aus strukturellen Wachstumsgeschäftsfeldern und Akquisitionen kommen sollen.

Die Erlös- und Ergebnissteigerung um voraussichtlich rund 8% ist bemerkenswert, weil sie die Deutsche Börse erheblichen Herausforderungen abtrotzen musste. Zum einen bedeutete das erste Quartal 2020, in dem der Corona-Crash die Handelsumsätze hochgetrieben hatte, eine Hypothek für 2021, denn mit normalisierten Aktivitäten war ein Erlös- und Ergebnisrückgang im Vorjahresvergleich in den ersten drei Monaten unvermeidbar. Hinzu kamen hartnäckige zyklische Gegenwinde. Die sehr niedrige Volatilität zehrte auch im zweiten Quartal an den Aktivitäten, das Volumen des wichtigen Aktienindexkontraktehandels fiel im ersten Halbjahr auf den tiefsten Stand seit 2015. Ferner zehrten die Niedrigzinsen an den Nettozinseinnahmen. Der Konsens rechnet für 2021 mit einem Rückgang auf 138 Mill. nach knapp 200 Mill. Euro.

Dass dem Unternehmen dennoch ein recht gutes Wachstum gelang, war insbesondere den Übernahmen zu verdanken. Die Deutsche Börse hat die Akquisitionen der UBS Fondcenter und der Institutional Shareholder Services schnell über die Bühne gebracht. Hinzu kam ein starkes Wachstum in strukturellen Wachstumsgeschäftsfeldern. Dabei stach das Fondservicegeschäft heraus. Im dritten Quartal zog sein Erlös um 55% an, und das nicht nur akquisitionsbedingt. Sein organisches Wachstum belief sich auf 28%.

Die Investoren werden in der kommenden Woche vor allem den Ausblick im Fokus haben. Interessant wird u.a. sein, mit welchem Erlösbeitrag des Schweizer Fintech Crypto Finance, dessen Übernahme kurz vor dem Jahresende abgeschlossen wurde, die Deutsche Börse rechnet. Nicht zu vergessen der Dividendenvorschlag für das Geschäftsjahr 2021. Der Konsens stellt sich eine Ausschüttung in Höhe von rund 3,30 nach 3 Euro für 2020 vor. Möglicherweise muss sich der Markt mit weniger bescheiden. Die Deutsche Bank glaubt, dass es 3,10 Euro sein werden, weil sich das Unternehmen richtigerweise auf M&A fokussiere.