Die Commerzbank legt die Axt an
Von Bernd Neubacher, FrankfurtNachdem in der vergangenen Woche die Deutsche Bank wegen der Androhung einer US-Strafe von nicht weniger als 14 Mrd. Dollar von sich reden gemacht hat, dürfte in der kommenden Woche das zweitgrößte Kreditinstitut Deutschlands in den öffentlichen Fokus rücken. Schließlich erwartet der Markt vom Anfang Mai angetretenen Vorstandsvorsitzenden Martin Zielke Neuigkeiten zur künftigen Strategie des Hauses. Im Wochenverlauf soll der Aufsichtsrat über die Ausrichtung der Bank beraten. Möglicherweise noch vor dem Ende der kommenden Woche wird das Institut dann an die Öffentlichkeit gehen.Wie zu hören ist, sind grundlegende Veränderungen geplant – die von McKinsey beratene Bank will aus bisher vier operativen Sparten drei machen. Ausgenommen bleiben vom Umbau dürfte allein das Osteuropageschäft. Die weitreichendsten Konsequenzen sind derweil für die Mittelstandsbank vorgesehen, welche den Konzern als Ergebnismotor jahrelang gezogen hat, nun unter dem Zinsumfeld aber stärker leidet als die übrigen Segmente.Kleinere Kunden der Mittelstandsbank will das Institut demnach künftig seinem Privatkundengeschäft zuordnen. Die Betreuung der größeren Firmen soll dagegen mit den Aktivitäten der Investmentbank kombiniert werden. Damit zielt die Bank auf große Einsparungen in den kundenfernen Bereichen ab. Die Neusegmentierung biete zudem Vorteile für große Kunden, welche bislang mal der Mittelstandsbank und mal dem Investment Banking zugeordnet gewesen seien, wird argumentiert.In der Bank haben die Pläne große Unruhe ausgelöst. Schließlich könnte Berichten zufolge in der Mittelstandsbank jede fünfte bis jede vierte Stelle wackeln. Auf das Firmenkundengeschäft entfielen Ende vergangenen Jahres 5 379 von konzernweit gut 45 000 Vollzeitkräften. In der Investment-Banking-Sparte arbeiteten 1 883. Am gestrigen Donnerstag wurde bereits über den Abbau von 5 000 Jobs spekuliert, von denen 2 000 allein auf die Verwaltung entfallen sollenIn einem im Intranet veröffentlichten Interview versuchte Zielke vor wenigen Tagen, die Wogen zu glätten: “Wir werden dafür sorgen, dass das Firmenkunden- und Mittelstandsbankgeschäft nicht nur stark bleibt, sondern weiter wächst und erfolgreich ist”, kündigte er darin. “Wir sägen doch nicht an dem Ast, auf dem wir sitzen.”Offiziell ließ das Haus bislang allein verlauten, unabhängig von Spekulationen gelte, dass das Firmenkunden- und Mittelstandsgeschäft weiterhin zentraler Teil der Commerzbank-Strategie bleibt. In der Bank wird derweil betont, dass sich die Strategie kaum in Kostensenkungen erschöpfen kann. Initiativen, um die Erträge zu steigern, sowie Investitionen in die Digitalisierung seien zwei weitere Aspekte der Neuausrichtung. “Wir brauchen vollständig durchdigitalisierte Prozesse, um am Markt künftig zeitgemäß bestehen zu können”, sagte Zielke jüngst: “Dafür müssen wir zunächst viel Geld in die Hand nehmen.” Der Kostendruck ist schon ohne Investitionen beträchtlich. Im zweiten Quartal brach das operative Konzernergebnis binnen Jahresfrist um 18 % ein.