Diesel überschattet Rekordabsatz
Von Stefan Kroneck, MünchenBMW hat einen guten Jahresstart hingelegt. Im ersten Quartal steigerte der Münchner Autokonzern seinen Pkw-Absatz um 3 % auf 604 629 Fahrzeuge der Marken BMW, Mini und Rolls-Royce. Das war der höchste Wert zum Auftakt eines Jahres in der Firmengeschichte. Der solide Beginn lässt vermuten, dass das weiß-blaue Dax-Unternehmen abermals die hohen Aufwendungen für neue Modelle, für die schrittweise Elektrifizierung der Flotte und fürs autonome Fahren mit einem soliden operativen Ergebnis mehr als ausgleichen konnte. Dazu trägt eine erhöhte Kosteneffizienz in der Fertigung und im Vertrieb bei. BMW verringert Komplexität an den Prozessen, um den Anstieg der Aufwendungen zu drücken. So reduziert die Konzernleitung die Variantenvielfalt in den Baureihen.Vor diesem Hintergrund dürften die Zahlen für die ersten drei Monate dieses Jahres, die der Konzern am Freitag kommender Woche veröffentlicht, recht vielversprechend ausfallen. In einer Telefonkonferenz zum Zwischenbericht werden Vorstandschef Harald Krüger und Finanzvorstand Nicolas Peter Medienvertretern Rede und Antwort stehen. Analysten beurteilen BMW wohlwollend. Die Mehrheit von ihnen gibt zurzeit Kaufempfehlungen ab. Vorige Woche hob die britische Barclays das Kursziel für die Stammaktie um 1 Euro auf 115 Euro an mit einer unveränderten Einstufung von “Overweight”. Juristische UnwägbarkeitenIn einer Branchenstudie setzte die Investmentbank das BMW-Papier als neuen Favoriten vor VW. Darin drückt sich die Überzeugung aus, dass BMW den technologischen Wandel unter den Autoherstellern am besten bewerkstelligt. Am Donnerstag gewann die Aktie in einem schwachen Markt zeitweise rund 1,5 % auf 90,43 Euro. BMW befindet sich im laufenden Berichtsturnus auf dem Weg zu einem neuen Jahresrekordwert beim Konzern-Vorsteuergewinn und beim Auto- und Motorradabsatz. Dennoch trübt die Dieselabgasmanipulationsaffäre, die nunmehr auch das Unternehmen selbst erreicht hat, das Bild des erfolgsverwöhnten Autokonzerns. Auf der zurückliegenden Bilanzpressekonferenz im März wollte sich Krüger zu den Details einer peinlichen Diesel-Panne bei BMW nicht näher äußern (vgl. BZ vom 22. März). Einen Tag zuvor hatte das Unternehmen negative Schlagzeilen produziert. Aufgrund des Verdachts, ebenso illegale Abgasabschaltvorrichtungen bei Selbstzündern eingesetzt zu haben wie VW, leitete die Staatsanwaltschaft München ein Ermittlungsverfahren ein – zunächst gegen unbekannt. Die Strafermittler durchkämmten die Konzernzentrale und Unternehmensstandorte in Österreich auf der Suche nach belastbarem Material. In dem Fall geht es um 11 700 Fahrzeuge der Modelle BMW 750d und BMW M550d der Baujahre 2012 bis 2017. Einen Monat zuvor hatte BMW gegenüber dem Kraftfahrt-Bundesamt eingeräumt, bei diesen Modellversionen eine Abgasreinigungssoftware irrtümlich falsch aufgespielt zu haben (vgl. BZ vom 27. Februar). Zwar entspricht die Dimension dieses Vorgangs nur einem Bruchteil dessen, was der Wettbewerber aus Wolfsburg auf der Kappe hat, doch für Krüger und seine Mannschaft ist das ein herber Imagekratzer, stellte doch der CEO beim Thema Dieselgate bis dahin BMW als unbelastet und sauber dar. Bezweifelt werden kann aber, dass diese Affäre sich negativ auf die Verkaufszahlen auswirkt. VW spürt dies im Absatz nicht. Ob BMW-Finanzvorstand Peter das finanzielle Risiko dieser Causa zur Vorlage der Quartalszahlen beziffern kann, ist offen. Auf Sammelklagen spezialisierte US-Kanzleien haben sich bereits positioniert. Zudem droht ein hohes Bußgeld. Das kann für die Münchner teuer werden.