E-Auto-Fantasie schiebt Heidelberger Druck an
kro
Mittwoch, 9.6.:
Der Traditionskonzern und Dauer-Sanierungsfall Heidelberger Druckmaschinen krempelt seit Jahren demonstrativ die Ärmel hoch. Weil das hart umkämpfte Kerngeschäft nichts mehr abwirft und Schulden sowie hohe Pensionsverbindlichkeiten die Bilanz belasten, will das Unternehmen sparen, wo es geht, und sich von verlustbringenden Aktivitäten trennen. Anleger kennen das, von solchen Programmen gab es in der Vergangenheit schon einige.
Was an der Börse aber seit einiger Zeit wirklich zieht, sind die Bestrebungen der Heidelberger, sich mit ihrem neuen Geschäft mit Ladestationen für Elektroautos (Wallboxen) einen Teil des Kuchens vom E-Mobilitäts-Markt zu sichern. Allein im laufenden Jahr hat das die Aktie, die im Jahr 2020 zumeist ein Pennystock-Dasein fristete, um 140% nach oben getrieben. Dabei machen die Wallboxen laut vorläufigen Zahlen mit einem Umsatz von mehr als 20 Mill. Euro im Geschäftsjahr 2020/21 nur einen kleinen Teil des Gesamtgeschäfts aus. Doch schreibt das Unternehmen in dem Bereich immerhin schon schwarze Zahlen. Bis Jahresende sollen die Kapazitäten nun verdoppelt und das Geschäft in eine eigene Tochtergesellschaft überführt werden. Auch wenn Analysten bei Heidelberg bislang eher noch geteilter Meinung sind, gab es zu den vorläufigen Eckdaten des vergangenen Geschäftsjahres durchaus einige positive Reaktionen. So riet Warburg Research Ende April zum Kauf, unter anderem weil das Unternehmen operativ besser abgeschnitten habe, als erwartet. Der Maschinenbauer hat 2020/21 eine Ebitda-Marge von rund 7,6 % erzielt und damit die eigene Prognose von 7 % übertroffen. Der Verlust unterm Strich dürfte sich zudem verringert haben. Am Mittwoch legt Heidelberger Druck den finalen Jahresabschluss vor.