Europa wechselt die Referenzzinsen
Von Bernd Neubacher, FrankfurtDer Finanzbranche steht ein Umbruch bevor: Ab Ende 2021 werden die beiden wichtigsten europäischen Zins-Benchmark-Sätze, der Übernachtsatz Eonia sowie der Mehrmonatssatz Euribor, in ihrer momentanen Form Vergangenheit sein. Die Berechnung des Eonia wird schon im Oktober dieses Jahres jener seines Nachfolgers Estr angepasst. Die Umwälzungen im Zuge der Reform, welche auf die Skandale um Manipulationen dieser Sätze zurückgeht, sind gewaltig. Schließlich hängen am Eonia Derivatekontrakte im Volumen von nicht weniger als 22 Bill. Euro. An den Euribor, der seinen Namen behalten, allerdings auf einer neuen Berechnungsweise fußen soll, sind derweil gar 109 Bill. Euro gekoppelt. Auch der Übernachtsatz freilich wird sich künftig methodisch grundlegend von seinem Vorgänger unterscheiden: Während der Eonia auf Angaben von Banken zurückgeht, will die Europäische Zentralbank (EZB) den Estr, der ab Anfang Oktober parallel zum Eonia publiziert werden soll, anhand der Meldungen der Institute für die geldpolitische Statistik der Notenbank ermitteln. Rechtliche Fallstricke