EZB berät die Lage in Euroland
Von Mark Schrörs, FrankfurtWegen des Feiertags Fronleichnam entscheidet der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) in der kommenden Woche bereits am Mittwoch und nicht – wie sonst meist üblich – am Donnerstag über den weiteren Kurs der Geldpolitik. Inhaltlich dagegen ist kaum etwas Besonderes zu erwarten: Die Euro-Hüter dürften primär ihre Position untermauern, an dem Plan von monatlichen Wertpapierkäufen von rund 60 Mrd. Euro bis September 2016 festzuhalten.Im Mittelpunkt des Interesses stehen deshalb vor allem die neuen Projektionen der EZB-Volkswirte für Wachstum und Inflation in der Eurozone. Im März hatten sie mit deutlich aufwärtsrevidierten und optimistischen Vorhersagen überrascht. Für 2016 und 2017 sagten sie 1,9 % und 2,1 % Wachstum voraus, die Inflation schätzten sie auf 1,5 % und 1,8 %. In der Folge zeigten sich auch andere Institutionen zuversichtlicher. Viele Ökonomen teilen die Zuversicht aber nicht ganz: Die Euro-Wirtschaft ist zwar gut ins Jahr gestartet, die Lage der Weltwirtschaft ist aber schlechter als vor Wochen erhofft. Der Euro hat leicht aufgewertet und Öl hat sich etwas verteuert.Die meisten Volkswirte gehen nun allerdings allenfalls von marginalen Korrekturen aus. Das würde dann auch dafür sprechen, dass der Rat an seinem im März gestarteten Quantitative Easing (QE) unverändert festhält. Im Protokoll der April-Sitzung war vielfach die Rede von einer nötigen Politik der “ruhigen Hand”. Mit Bundesbankpräsident Jens Weidmann sprach sich zudem unlängst ein expliziter Gegner von QE gegen ein vorzeitiges Ende der Käufe aus.Für Diskussionen dürfte die jüngste Volatilität an den Finanzmärkten und insbesondere bei Staatsanleihen sorgen. EZB-Direktoriumsmitglied Benoît Coeuré hat da bereits vergangene Woche die Marschroute vorgegeben: Steigende Anleiherenditen sind aus Sicht der EZB nicht unbedingt ein Grund zur Sorge, zumal wenn sie auf besseren Wachstums- und Inflationseinschätzungen beruhen. Eine zu rasche Korrektur aber sieht die EZB als potenzielle Gefahr.Coeuré hatte zudem angekündigt, dass die EZB im Mai und Juni etwas mehr als für 60 Mrd. Euro kaufen werde, um dann in den Sommermonaten weniger Papiere zu erwerben. Auch dazu wird EZB-Chef Mario Draghi befragt werden. Und zu den Umständen: Coeuré hatte das bei einer nichtöffentlichen Veranstaltung unter anderem mit Hedgefondsmanagern gesagt, und wegen einer Panne bei der EZB war die Rede erst einen halben Tag später veröffentlicht worden. Daraufhin hagelte es Kritik. Dazu wird Draghi auch Stellung nehmen müssen. Ein Thema wird zudem Griechenland sein: In der EZB wächst der Unmut über die mangelnden Fortschritte in den Gesprächen zwischen Athen und den Geldgebern. Viele setzen weiter darauf, dass es einen Deal gibt, und wollen vorerst abwarten – und die Hellas-Banken weiter mit Geld versorgen.