Gewinnsprung mit Schönheitsfehler
Von Bernd Neubacher, FrankfurtWenn die Commerzbank am Donnerstag kommender Woche ihre Ergebnisse fürs vierte Quartal und für das Gesamtjahr 2014 vorstellt, dürfte das Management einmal mehr seine Erfolge beim Umbau des Instituts herausstreichen – wie die Bank neue Kunden im Massengeschäft gewinnt, wie sie die Zufriedenheit angestammter Kunden steigert, wie sie ihre Altlasten abbaut und anderes mehr. Nach Jahren nicht nur der Ergebniskrise hat der in der Bank gefühlte Trend schon im Laufe des vergangenen Jahres ins Positive gedreht, als das Haus auch dank eines günstigen Basiseffekts über Ergebnisverbesserungen berichten konnte, während die Lage etwa bei der Deutschen Bank immer verfahrener wurde. Commerzbank-Chef Martin Blessing jedenfalls vermittelt bei geschäftlichen Anlässen derzeit den Eindruck eines Managers, der, nachdem er jahrelang herbe Kritik von Aktionären und Medien einstecken musste, beflügelt durch die inzwischen sichtbar gewordenen Fortschritte bei der Neuausrichtung des Instituts wieder in sich selbst ruht.Dabei ist längst nicht alles eitel Sonnenschein unter dem Dach von Deutschlands zweitgrößter Bank. Nach Konsensmeinung von Analysten ist das Vorsteuerergebnis im vergangenen Jahr mit 1,025 Mrd. Euro zwar gut viermal so hoch ausgefallen wie 2013. Zieht man indes in Betracht, dass die Restrukturierung des Privatkundengeschäfts im vorvergangenen Jahr einen Sonderaufwand von knapp 500 Mill. Euro nach sich gezogen hatte und 2014 die Risikovorsorge zudem für Entlastung gesorgt hat, bleibt trotz Gewinnsprungs nicht mehr allzu viel Positives übrig: Die Erträge vor Risikovorsorge etwa sollten angesichts von Nullzinsumfeld und Risikoabbau 2014 abermals gesunken sein, der Verwaltungsaufwand dagegen dürfte, freilich auch infolge von Investitionen, minimal zugelegt haben. Unterm Strich sollte gleichwohl ein den Aktionären zurechenbares Ergebnis von 578 Mill. Euro stehen nach 78 Mill. im Jahr davor. Während die Mittelstandsbank mit einem operativen Ergebnis von 1,25 Mrd. Euro abermals das Konzernergebnis beflügelt haben dürfte, hat die Abbaueinheit Non-Core Assets der Erwartung nach das Ergebnis 2014 mit rund 830 Mill. Euro belastet.Im Schlussquartal ergibt sich kein wesentlich anderes Bild, glaubt man den Prognosen der Marktauguren. Vielleicht aber besteht die Leistung des Managements einer Bank inzwischen vor allem darin zu verhindern, dass sich wesentliche Determinanten der Ergebnisrechnung rapide verschlechtern, und sicherzustellen, dass sich das von ihm geleitete Institut für noch magerere Zeiten wappnet. Finanzvorstand Stephan Engels jedenfalls hat Sparen schon vor längerer Zeit zur Daueraufgabe erklärt und lässt seinen Worten Taten folgen. Nach einer Verkleinerung des Vorstands und Kürzungen in der zweiten Management-Ebene sollen in den kommenden drei Jahren nun in der Finanzbuchhaltung insgesamt 376 Vollzeitstellen entfallen, was fast der Hälfte der gesamten Abteilung entspricht.