Großbank ICBC muss sich beweisen
Donnerstag, 29.8.:Die staatlich kontrollierten chinesischen Großbanken stehen im Ruf, selbst bei widrigen konjunkturellen Bedingungen relativ solide Gewinnfortschritte verzeichnen zu können. In der kommenden Woche werden die Marktteilnehmer aber nun mit Argusaugen darauf achten, ob der verschärfte Handelsstreit zwischen China und den USA und eine im zweiten Quartal weiter abgekühlte Konjunktur Schleifspuren bei den Branchenriesen hinterlassen hat.Besonders im Fokus steht dabei der heimische Marktführer Industrial and Commercial Bank of China (ICBC). Das nach Bilanzsumme weltweit größte Kreditinstitut hatte im ersten Quartal des Jahres mit einem Anstieg des Gewinns nach Steuern um 4,1 % auf umgerechnet 10,5 Mrd. Euro die Erwartungen erfüllt und dabei von leichten Zinsmargenfortschritten profitiert. Gleichzeitig stellte sich die Kreditrisikosituation – mit einem Rückgang des Anteils nicht bedienter Kredite am Gesamtvolumen – etwas freundlicher dar.Unter Analysten geht man davon aus, dass die weitere Konjunktureintrübung und erhöhte Bonitätsprobleme im Zuge nachlassender Industriegewinne sowie der vom Handelskonflikt mit den Vereinigten Staaten besonders erfassten mittelständischen Exportwirtschaft zunächst keine größeren Spuren im Zahlenwerk der ICBC hinterlassen dürften. Die Anleger werden aber auch auf Signale achten, ob sich die von der chinesischen Regierung eingeforderte Ausdehnung der Kreditvergabe an kleine und mittlere Unternehmen negativ auf das Kreditrisikoprofil auswirkt.Ob eine solide Ergebnisvorlage den gegenwärtigen Abwärtsdruck bei der ICBC-Aktie nehmen wird, ist allerdings ungewiss. Zuletzt wurde die ICBC mit dem Kauf einer Minderheitsbeteiligung an der Bank of Jinzhou für eine Stützungsaktion bei einer kleinen Regionalbank mit eingespannt. Das wiederum nährt unter Anlegern Befürchtungen, dass ICBC gerade wegen ihrer hohen Solidität künftig noch häufiger zum Ausputzen von Schwachstellen im chinesischen Bankensystem herangezogen werden könnte.nh