FINANZMARKTKALENDER - NÄCHSTE WOCHE

Hohe Erwartungen

Bei der Deutschen Bank hat im dritten Quartal der Anleihehandel floriert

Hohe Erwartungen

Von Bernd Neubacher, FrankfurtWenn die Deutsche Bank Mitte kommender Woche ihre Ergebnisse für das dritte Quartal veröffentlicht, dürften die Erwartungen der Investoren relativ hoch sein. Analysten rechnen brutto mit einem Gewinn von 178 Mill. Euro nach einem von Umbaukosten geprägten Verlust von 687 Mill. im Vorjahreszeitraum. im zweiten Quartal hatte das Haus die Erwartung überboten und vor Steuern 158 Mill. Euro verdient.Die Erwartungshaltung hat die Gesellschaft selbst genährt. Denn Anfang Oktober war die Abschrift eines Telefonats des Leiters der Abteilung Investor Relations, James Rivett, mit Analysten publiziert worden, in welchem der Manager von einem florierenden Anleihegeschäft im dritten Quartal berichtete. Die Handelserträge dort hätten sich “im Einklang oder besser” entwickelt als das Wachstum um 12%, das die Banken an der Wall Street im Mittel in Aussicht gestellt haben. Der Konsensprognose zufolge hat die Deutsche Bank im Anleihehandel mit 1,455 Mrd. 225 Mill. Euro mehr eingenommen als vor Jahresfrist.Zugleich sollten größere Belastungen im Corporate Banking ausgeblieben sein. Darauf deutet zumindest die auf Anfrage gegebene Einschätzung des Instituts hin, im dritten Quartal habe es “keine nennenswerte Nachfrage nach Stundungen” im Unternehmenskreditbuch gegeben. Dieser Befund entspricht auch der branchenweiten Einschätzung, dass die breit angelegten staatlichen Hilfsprogramme die Welle an Schuldnerausfällen wenn nicht verhindert, so doch zumindest wohl ins kommende Jahr verlagert haben. Nachdem das Institut angesichts der Corona-Pandemie bereits im ersten Halbjahr rund 750 Mill. Euro an Risikovorsorge gebildet hatte, dürften im dritten Quartal rund 300 Mill. hinzugekommen sein.Im Aktienemissionsgeschäft wiederum hat die Bank nach ihrem Rückzug aus dem Handel mit Dividendentiteln zwar einerseits Marktanteile verloren. Andererseits hat wenige Tage vor Quartalsende der Platz im Konsortium des Spin-offs von Siemens Energy noch einmal die Kasse klingeln lassen. “Es läuft sehr gut, unabhängig von unserer Position auf den League Tables”, erklärte Patrick Frowein, Co-Head of Investment Banking Coverage in Europa, dem Nahen Osten und Afrika, jüngst der Börsen-Zeitung.Die Tochter DWS dürfte im dritten Quartal keine großen Sprünge vollführen, sich aber wieder einmal als verlässlicher Ergebnisbringer erwiesen haben. Analysten rechnen im Konsens mit einem Vorsteuerergebnis von 188 Mill. Euro nach 163 Mill. vor Jahresfrist. Bei Nettomittelzuflüssen von gut 5 Mrd. hat das Volumen der verwalteten Assets dem Konsens zufolge bei 753 Mrd. Euro stagniert.Wie der von Bloomberg ermittelte Konsens zeigt, trauen Analysten dem Konzern zu, im laufenden Jahr den Ertragsabrieb, der 2019 bei 8,5 % gelegen hatte, auf 23,042 Mrd. nach 23,165 Mrd. Euro im vergangenen Jahr zu begrenzen und damit praktisch zu stoppen. Laut Morgan Stanley dürfte die gestiegene Risikovorsorge indes ungeachtet sinkender Kosten dafür sorgen, dass das Haus 2020 brutto zwar schwarz schreibt, nach Steuern und Minderheiten jedoch abermals in der Minuszone landet. Es wäre der sechste Fehlbetrag in Folge.