Honeywell erweist sich als bessere GE
Freitag, 20.7.:Als John Flannery, der CEO von General Electric (GE), im vergangenen November gerade mit seinen vor Investoren präsentierten Zukunftsplänen für den Siemens-Rivalen durchgefallen war, ließ Jim Cramer, ein Moderator einer Börsenshow auf dem US-Fernsehsender CNBC, mit seiner Einschätzung zur weiteren Entwicklung des Konzerns aufhorchen. “Auch wenn einiges im Argen liegt, wird Flannery den Laden wieder zu einer normalen Firma machen”, gab sich Cramer überzeugt. “Man wird sagen können, dass sie vielleicht noch nicht da sind, wo Honeywell ist, aber dass sie dorthin kommen können”, ergänzte der Star des US-Börsenfernsehens, und manchem Veteran unter den Marktbeobachtern und Wirtschaftsjournalisten klingelte es in den Ohren. GE kann dorthin kommen, wo Honeywell schon ist? Über Jahrzehnte sah das Ranking entschieden anders aus, und schon die Vorstellung, dass Honeywell irgendwann dort sein würde, wo General Electric ist, schien abwegig.Doch auch wenn GE weiterhin deutlich größer ist als der Konkurrent, steht Honeywell deutlich besser da. Wenn die beiden Konzerne am Freitag ihre Zahlen zum zweiten Quartal vorlegen, dürfte es Honeywell zwar nicht einmal auf die Hälfte des Umsatzes von GE bringen. Während der Kleinere der beiden Konzerne im ersten Quartal aus etwas mehr als 10 Mrd. Dollar Umsatz einen Gewinn von 1,4 Mrd. Dollar zog, hat GE mit Industrieumsätzen von 26 Mrd. Dollar zum Auftakt aber einen Verlust von gut 1 Mrd. Dollar gemacht. An der Börse liegt Honeywell mit einer Bewertung von 110 Mrd. Dollar mittlerweile auf Schlagdistanz zum Rivalen, der nach einer Halbierung seines Börsenwerts im vergangenen Jahr auch 2018 zurückliegt und noch eine Marktkapitalisierung von 122 Mrd. Dollar aufweist, mit der er nach mehr als 100 Jahren Mitgliedschaft gerade aus dem Dow Jones geflogen ist.Den Erfolg hat Honeywell nicht zuletzt GE zu verdanken. Denn Larry Bossidy, der ab 1991 bei Allied Signal das Ruder übernahm, die er 1999 mit Honeywell zusammenführte und umfirmierte, war vorher die rechte Hand des legendären GE-Chefs Jack Welch. Dave Cote, den Bossidy 2001 zu seinem Nachfolger bestimmte, war ebenfalls ein GE-Veteran. Welch entschied sich ungefähr zur gleichen Zeit für Jeffrey Immelt als Nachfolger. Bossidy und Cote haben Honeywell über die Jahre zu einer besseren Version von GE gemacht. Immelts Nachfolger Flannery will GE jetzt auf das Geschäft mit Kraftwerken, erneuerbaren Energien sowie Luftfahrt konzentrieren und so wieder zu Honeywell aufschließen.sp