Quartalsbilanz

Licht und Schatten über Siemens

Ehe der Siemens-Konzern Zahlen präsentiert, richten Aktionäre den Fokus auf die Quartalszahlen der Tochter Healthineers. Deren Bericht umfasst erstmals nach der Übernahme die Geschäfte von Varian.

Licht und Schatten über Siemens

Von Michael Flämig, München

Schlussspurt für die Siemens-Familie: Die Unternehmen rund um diese Marke sind in das vierte Quartal ihres Geschäftsjahres gestartet. Die Ergebnisse des vergangenen Quartals, die nun präsentiert werden, zeigen Licht und Schatten.

Dunkle Wolken haben sich vor allem über dem Windradproduzenten Siemens Gamesa zusammengebraut. Die Kapitalmärkte hatten darauf gesetzt, dass das neue Management den Turnaround des Onshore-Geschäfts wie geplant abwickelt. Dies erwies sich Mitte Juli als Trugschluss. Sonderkosten auch durch hausgemachte Probleme führten dazu, dass das spanisch-deutsche Unternehmen die Gewinnprognose strich. Die endgültigen Daten, vielleicht verbunden mit einem Blick auf die mittelfristige Entwicklung, präsentiert der Vorstand schon am Freitag (30. Juli). Der Gamesa-Aktienkurs könnte einen neuen Impuls vertragen, denn seit dem Tiefschlag Mitte Juli hat er sich kaum erholt.

Als Siemens-Gamesa Mehrheitsaktionär (67%) musste auch Siemens Energy im Juli die Prognose senken. Vorstandschef Christian Bruch, der viel Zeit in die Gamesa-Sanierung gesteckt hat, steht vor einer paradoxen Situation: Die Zukunftssparte Windkraft liefert Hiobsbotschaften, während die Sparte für konventionelle Energieerzeugung (Gas & Power) ihre Ziele erreicht. Nach der Vorlage der Eckwerte im Juli wird Siemens Energy den Quartalsbericht am Mittwoch (4. August) präsentieren.

Die Probleme von Siemens Energy schlagen anteilig auf die Siemens AG durch, schließlich halten die Münchner noch 35,1% an der einst abgespaltenen Gesellschaft – der Pension Trust hat sein Engagement kürzlich auf weniger als 5% halbiert. Für die Siemens AG, die ihre Quartalszahlen am Donnerstag (5. August) vorlegt, spielt jedoch ein anderes Datum eine größere Rolle: der 30. Juli.

An diesem Tag veröffentlicht bereits Siemens Healthineers Quartalszahlen, in denen erstmals der US-Strahlentherapiespezialist Varian konsolidiert ist. Der größte Zukauf in der Unternehmensgeschichte hat einen gewaltigen Einfluss auf die Siemens AG, die mit 75% Mehrheitsaktionär ist. Denn Healthineers wird die Umsatzverbuchung von Varian an die eigene Praxis angleichen, hinzu kommen Effekte aus der Kaufpreisallokation sowie Einmalkosten der Transaktion. Der Nettogewinn der Siemens AG im Geschäftsjahr werde dadurch um 300 bis 500 Mill. Euro verringert, hatte der Konzern bei der Veröffentlichung der Halbjahreszahlen im Mai geschätzt. Nun dürfte die präzise Angabe folgen.

Allerdings hat die Relevanz dieser Information abgenommen, weil Siemens im Juni implizit die Gewinnprognose angehoben hatte. Das Ziel von 5,7 bis 6,2 Mrd. Euro versteht sich nun inklusive dieser Belastungen, während sie zuvor ausgeschlossen waren. Dies deutet darauf hin, dass der operative Geschäftsverlauf im Kerngeschäft wie zuvor in der ersten Jahreshälfte auch im dritten Quartal sehr gut war.

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