Opec dreht Ölhahn weiter zu
Von Dieter Kuckelkorn, FrankfurtUm den amerikanisch-iranischen Konflikt, der die Region um den Persischen Golf derzeit an den Rand eines verheerenden Krieges bringt, wird es beim Treffen der Ölminister des Kartells Opec sowie befreundeter Länder wie Russland nur am Rande gehen. Am Montag und Dienstag der kommenden Woche wird am Sitz der Organisation in Wien besprochen werden, ob die aktuellen Förderkürzungen der Ölproduzenten im zweiten Halbjahr beibehalten oder sogar noch verschärft werden. Gemäß dem “Opec Meeting Outcome Probability Tool” der US-Terminbörse CME, das die Terminkontrakte auf Rohöl auswertet, gehen die Marktteilnehmer mehrheitlich von noch restriktiveren Förderkürzungen aus, mit denen die Opec den drohenden Verfall des Ölpreises verhindern will. Lage stark verändertIn den Produzentenländern macht man sich erhebliche Sorgen, was die weltweite Konjunkturentwicklung vor dem Hintergrund des eskalierenden Handelskriegs betrifft. Noch vor wenigen Wochen war diskutiert worden, ob man die Produktionsbeschränkungen überhaupt weiterführen muss, um den Ölpreis zu stützen. Die Einschätzung der Lage hat sich seither jedoch komplett gedreht. So hat es in den vergangenen Wochen regelmäßig einen Anstieg der amerikanischen Lagerbestände an Rohöl gegeben, während eigentlich mit Rückgängen gerechnet worden war.Ein anderer Ausgang des Opec-Treffens ist eigentlich nur denkbar, wenn es wider Erwarten auf dem G20-Gipfeltreffen zu einer Einigung zwischen US-Präsident Donald Trump und dem chinesischen Präsidenten Xi Jingping im Handelsstreit kommen sollte. Aktuell dämpft die chinesische Seite aber entsprechende Hoffnungen.Keine wesentliche Rolle spielt auf dem Opec-Treffen, dass die Rohölexporte des Iran wegen der amerikanischen Sanktionen inzwischen auf rund 400 000 Barrel pro Tag (bpd) gefallen sind – gegenüber rund 2,5 Mill. bpd vor mehr als einem Jahr – und dass auch Venezuela aus demselben Grund mittlerweile weniger als 750 000 bpd fördert. Diese Ausfälle lassen sich nämlich durch die freien Kapazitäten anderer Anbieter ausgleichen. Iran-Krieg als RisikofaktorAndere Ereignisse können allerdings das Ministertreffen und seine Beschlüsse schnell obsolet werden lassen. Sollte es zu einem Militärschlag der USA gegen den Iran kommen, auf den zumindest Teile der Trump-Administration gezielt hinarbeiten, ist ein regionaler Krieg kaum mehr zu verhindern. Die iranische Regierung hat mehrfach erklärt, dass sie auch auf begrenzte Angriffe der USA entsprechend reagieren will. Politische Beobachter gehen davon aus, dass der Iran wegen der extremen Wirkung der US-Sanktionen auf die Wirtschaft des Landes mit einer Beibehaltung des Status quo nicht leben kann, so dass die Wahrscheinlichkeit für eine kriegerische Auseinandersetzung weiter zunimmt, sofern Trump bei den Sanktionen keinen Rückzieher macht. Da der Iran angedroht hat, mit seinen ballistischen Raketen die Ölinfrastruktur der gesamten Region in Schutt und Asche zu legen, würde ein Krieg auf einen drastischen Preisanstieg des Energieträgers hinauslaufen, der wiederum eine weltweite Rezession oder wegen der vielen Finanzderivate auf den Ölpreis sogar eine neue Finanzkrise auslösen könnte.