Opposition für Henkel-HV
Mittwoch, 17.6.:Im zweiten Jahr in Folge gerät Henkel im Zuge der Hauptversammlung in die Kritik internationaler Investoren. Die einflussreichen Stimmrechtsberater ISS und Glass Lewis lehnen einige der Vorschläge auf der Tagesordnung des Aktionärstreffens ab. Kern der Kritik ist die Dominanz der Nachkommen von Unternehmensgründer Fritz Henkel im Konzern. Die weit verzweigte Familie hat gut 61 % der Stammaktien und damit der Stimmrechte in einem Aktienbindungsvertrag gepoolt. Am Grundkapital hält sie allerdings nur knapp 37 %, da der Persil-Hersteller als eines von nur noch wenigen Unternehmen im Dax Vorzugsaktien emittiert hat.ISS empfiehlt für die diesjährige Hauptversammlung, die am kommenden Mittwoch virtuell stattfindet, die Ablehnung der Wahl von sechs Aufsichtsratskandidatinnen und -kandidaten sowie acht designierten Mitgliedern des Gesellschafterausschusses. Der Stimmrechtsberater votiert unter anderem auch gegen die Vorsitzende beider Gremien Simone Bagel-Trah.ISS sieht nur 16 % der Mitglieder von Aufsichtsrat und Gesellschafterausschuss als unabhängig an. Zu den als nicht unabhängig eingestuften Kontrolleuren zählen auch die Ex-Lufthansa-Finanzchefin Simone Menne und Otto-Group-Chef Alexander Birken, die neu in den Aufsichtsrat einziehen sollen.Glass Lewis rät bei den Personalien nur zur Ablehnung von Johann-Christoph Frey. Als Mitglied der Henkel-Familie gehört er dem Personalausschuss im Gesellschafterausschuss an, der mit einem Anteil von 75 % Familienmitgliedern als nicht unabhängig genug betrachtet wird.ISS kritisiert darüber hinaus auch erneut den vorgeschlagenen Kapitalrahmen. Henkel hatte sich bereits im Vorjahr als Vorratsbeschluss die Ausgabe neuer Vorzugsaktien genehmigen lassen wollen, den Antrag aber ganz kurzfristig von der Tagesordnung genommen. In diesem Jahr nimmt der Konzern einen neuen Anlauf. Ein entscheidendes Detail hat die Verwaltung aber geändert: Weil Henkel eine potenzielle Kapitalerhöhung nun ausschließlich gegen Bareinlage und mit Bezugsrecht plant, müssen die Vorzugsaktionäre anders als bei dem Vorschlag im vergangenen Jahr nicht mehr zustimmen. Und unter den Stammaktionären gilt der Beschluss als sicher, da die Familie dort die Mehrheit hält. ISS empfiehlt dennoch die Ablehnung, da bei einer Kapitalerhöhung mit Vorzugsaktien sich das Kapital-Exposure der Familie proportional verringern würde, sie aber ihre Stimmrechte behielte. Henkel hat für die virtuell stattfindende Hauptversammlung die Rede von Konzernchef Carsten Knobel bereits am Mittwoch im Internet veröffentlicht. ak