Rocket und die roten Zahlen
Mittwoch, 30.9.:Bilanzerläuterungen der Start-up-Schmiede Rocket Internet sind arg gewöhnungsbedürftig. Nachvollziehbar liegt der Schwerpunkt bei den seriell neu gegründeten Firmen nicht auf dem Berichtswesen, weil erst einmal Märkte erschlossen und erobert werden müssen, womit sich der Fokus auf Wachstum konzentriert. Und das weltweit. Folglich beschränkt sich das Management unter Führung von Rocket-Chef und -Mitgründer Oliver Samwer auf die Präsentation der sogenannten “Proven Winners”, eines Dutzends reiferer Beteiligungen aus der Online-Mode-, Online-Einrichtungs- sowie Online-Lebensmittelbranche. Die wachsen alle rasant, schreiben aber durch die Bank rote Zahlen. “Proven Winners” sind sie dann, wenn die Ebitda-Marge (Verlust vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen zum Umsatz) im Halbjahresvergleich etwas geringer geworden ist. Ende 2014 lag sie im Schnitt bei minus 34 %.Das eigentliche Zahlenwerk des vor knapp einem Jahr an die Börse (Entry Standard) gegangenen Inkubators ist dagegen überschaubar. Da Beteiligungen erst ab 50 % konsolidiert werden können, beschränkt sich die Bilanz auf kleinere Firmen und Dienstleistungen, die für das Netzwerk erbracht werden. Erst vor wenigen Monaten kam der Kochboxlieferant Hellofresh hinzu, nachdem Rocket ihren Anteil aufgestockt hatte. Damit kann “Olli” Samwer endlich schwarze Zahlen präsentieren, weist der Börsenkandidat doch für das Halbjahr positive Zahlen aus – vor außerordentlichen Posten, aktienbasierten Vergütungszahlungen, millionenschweren Marketingkosten und vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen. Spekulationen über einen anstehenden Börsengang der Tochter Hellofresh haben jedenfalls in den vergangenen Wochen den chronischen Kursverfall der Rocket-Aktie gebremst, die momentan nur noch halb so viel wert ist wie zum IPO. Mal abwarten, was Samwer am Mittwoch noch zu berichten weiß – außer signifikant steigenden Umsäten bei den “Proven Winners”.ge