Saudi Aramco meint es offenbar ernst mit dem IPO
Mittwoch, 4.12.:Man hatte schon fast nicht mehr damit gerechnet, dass Saudi Aramco die Börsenpläne irgendwann tatsächlich wahr machen würde. Zu oft hatte der weltgrößte Ölproduzent in den vergangenen drei Jahren Termine für das IPO durchsickern lassen, die dann vorbeistrichen, ohne dass etwas passiert wäre. Da aber offiziell nie ein Datum genannt worden war, gab es auch keine Erklärungen, warum (wieder) verschoben wurde. Tatsächlich gab es wohl nur einen Grund: die stark auseinandergehenden Vorstellungen über die Bewertung des Konzerns. Kronprinz Mohammed bin Salman, der starke Mann in Saudi-Arabien, beharrte lange Zeit auf der Einschätzung, der Staatskonzern sei 2 Bill. Dollar wert. Branchenkenner jedoch schwelgten nicht in Erinnerungen an die – aus Sicht der Ölförderer – glorreichen Tage, an denen ein Fass Öl bis zu 150 Dollar kostete (heute liegt der Barrel-Preis bei 64 Dollar). Analysten und Investoren blendeten auch nicht den weltweiten Trend zur Substitution fossiler Brennstoffe wie Öl und Kohle durch erneuerbare Energien aus, die den Wert der bestehenden Ölreserven mindern. Im Markt wurde für Aramco daher ein Wert von höchstens 1,5 Bill. Dollar angesetzt. So kam es, dass der – wegen seiner Verstrickung in die Ermordung eines Journalisten in der Türkei 2018 – umstrittene Kronprinz seine Bewertungsvorstellung letztlich doch zurücknahm. Aus der Festlegung der Preisspanne (30 bis 32 Riyal) ergibt sich eine Bewertung von Aramco zwischen 1,6 Bill. und 1,71 Bill. Dollar. Gemäß dem Börsenprospekt hatten Privatanleger bis gestern die Möglichkeit, Aramco-Aktien zu zeichnen; Institutionelle haben noch bis zum 4. Dezember Zeit. Am Tag darauf soll der Ausgabepreis für den vielleicht größten Börsengang bisher – es könnten bis zu 25,6 Mrd. Dollar erlöst werden – festgelegt werden. Wenig später sollen Aramco-Aktien an der saudi-arabischen Börse Tadawul gehandelt werden.md