Telekombranche

Stabile Seitenlage

Die von der Börse seit langem mit Missachtung gestrafte Telekombranche hat sich im Coronajahr 2020 als sicherer Hafen erwiesen. Sowohl bei Deutscher Telekom als auch beim hiesigen Wettbewerber Telefónica Deutschland, die beide in der kommenden...

Stabile Seitenlage

Von Heidi Rohde, Frankfurt

Die von der Börse seit langem mit Missachtung gestrafte Telekombranche hat sich im Coronajahr 2020 als sicherer Hafen erwiesen. Sowohl bei Deutscher Telekom als auch beim hiesigen Wettbewerber Telefónica Deutschland, die beide in der kommenden Woche ihre Jahresergebnisse bekannt geben, halten sich die negativen Auswirkungen in Grenzen, die Unternehmen liegen bei den Ergebniszielen im Plan.

Bei der Telekom, wo der operative Ergebnisbeitrag der US-Tochter nach der endlich gelungenen Übernahme von Sprint mittlerweile doppelt so hoch ist wie der des Heimatmarktes, rechnen Analysten im Mittel mit einem Ergebnis vor Abschreibungen und Leasingkosten (Ebitda AL) von 34,9 Mrd. Euro für 2020. Das Schlussquartal soll dazu fast 9 Mrd. Euro beisteuern. Der Free Cash-flow nach Leasingkosten und vor Dividende wird 2020 auf 6,1 Mrd. Euro taxiert. Die Telekom hatte ihr Ergebnisziel nach neun Monaten nochmals um 1 Mrd. Euro angehoben, will aber trotz der robusten Geschäftsentwicklung keine höhere Dividende zahlen. Es bleibt bei 0,60 Euro je Aktie. Der Vorstand verweist offiziell auf die erhöhte Gewinnabführung an Minderheiten, nachdem die Beteiligung an T-Mobile US infolge der Sprint-Übernahme auf 44% gesunken ist. Tatsächlich gebietet auch eine üppige Verschuldung von rund 122 Mrd. Euro, also voraussichtlich in Höhe des dreifachen Ebitda, eine mo­derate Ausschüttung.

Die Investoren warten zudem darauf, dass die Telekom diesen wunden Punkt zügig adressiert, indem sie zum Beispiel – wie die Konkurrenz – bilanzielle Werte hebt. In der Branche haben die Unternehmen begonnen, passive Infrastruktur abzugeben, etwa Glasfaser oder Mobilfunktürme. Die Telekom hat auch damit angefangen – mit einem kleinen Schritt bei T-Mobile NL.

Telefónica Deutschland ist schon weiter. Die Gesellschaft hat ihre Mobilfunkstandorte an die vom spanischen Mutterkonzern zusammen mit KKR betriebene Telxius abgestoßen und dafür 1,5 Mrd. Euro eingenommen, die für Investitionen in neue Netztechnik bereitstehen. Der nach Kundenzahl größte Mobilfunkanbieter hierzulande holt bei der Netzqualität – bisher ihr wunder Punkt – auf. Die zuletzt von 0,27 Euro auf 0,17 Euro gekürzte Dividende soll moderat auf 0,18 Euro steigen.

Die hohen Finanzierungskosten für die Netze, sei es 5G oder Glasfaser, bleiben eine der größten Herausforderungen für die Branche. Sowohl Telefónica Deutschland als auch Telekom sind dabei kürzlich vorangekommen, indem sie United Internet, die sich demnächst als 5G-Netzbetreiber zu einem neuen Konkurrenten aufschwingen will, nun auch daran beteiligen. Mit Telefónica Deutschland wurde nach zähem Ringen eine Übereinkunft für ein National Roaming erzielt, das dem Münchner Mobilfunkbetreiber entsprechende Deckungsbeiträge für das eigene Netz sichert. Die Telekom und United Internet einigten sich ebenfalls auf einen neuen Vertrag für glasfaserbasierte Vorleistungsprodukte, so dass der Bonner Konzern Geld eintreibt und sein Netz besser auslastet.

Im Aktienkurs der Telekomfirmen haben sich die Fortschritte allerdings noch kaum bemerkbar gemacht. Hier erwarten die Investoren mehr, wenn sich der Kurs aus der stabilen Seitenlage aufrichten soll.

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