Dienstag, 29.5.:Rocket Internet war mal der Aufreger schlechthin: Gegründet von den Samwer-Brüdern, die vor anderthalb Jahrzehnten mit dem Verkauf von Klingeltönen für Handys reich geworden waren, hat sich die Berliner Start-up-Schmiede ob ihrer Attitüde, der restlichen Welt das Internet zu erklären, nicht nur Freunde gemacht. Zumal die allermeisten der lautstark herausposaunten neuen Geschäftsmodelle nur Copycats waren, also Nachahmungen bereits andernorts existierender Ideen.Die Zeiten ändern sich. Rocket Internet ist seit einigen Jahren an der Börse, inzwischen sogar im MDax – und das, obwohl der Aktienkurs seit langem Meilen entfernt ist vom einstigen Ausgabepreis. Mit dem einbrechenden Kurs ging auch die Lautstärke von CEO Oliver Samwer zurück. Einst überall mit breiter Brust und großem Ego unterwegs, ist es still geworden um den ehedem umtriebigen Rocket-Chef, der noch vor wenigen Jahren zehn, zwölf neue Start-ups per annum anschieben wollte. Mittlerweile kann man die jährlichen Neugründungen an einer Hand abzählen – ohne dass klar würde, was aus ihnen geworden ist. Denn die jährliche oder quartalsweise Berichterstattung beschränkt sich auf die größten Beteiligungen, die – obwohl sie nach wie vor tiefrote Zahlen ausweisen – bis vor einiger Zeit als “proven winners” ausgewiesen wurden. Der Aktienkurs mahnt, sich um das alltägliche Business zu kümmern, das da heißt: Umsatz der Beteiligungsunternehmen rauf, Verluste runter. Immerhin: Nach dem Essenslieferdienst Delivery Hero und dem Kochboxlieferanten Hellofresh strebt nun bis Mitte Juni der Online-Möbelhändler Home 24 an die Börse. Sollte das IPO (anders als das von Springer Nature) klappen, hätte zumindest hier das Rocket-Management mit nur mäßiger Verspätung frühere Ankündigungen wahr gemacht. Doch bis dahin bleibt Schmalhans Küchenmeister, wenn am Dienstag die Quartalszahlen vorgelegt werden. ge