KfW

Umbruch folgt auf Umbruch

Die Erwartungen an das Quartalsergebnis der KfW sind groß. Die Mittel kann das Institut auch gut gebrauchen, denn die Parteien planen für die neue Legislaturperiode mit weiteren Förderprogrammen.

Umbruch folgt auf Umbruch

Von Jan Schrader, Frankfurt

Umbruch – ein Wort, das einen abrupten und mühsamen Wandel beschreibt, ist für die KfW beinahe schon Normalzustand. Während das Corona-Sonderprogramm, das der Kreditanstalt ein Antragsvolumen von bislang 65 Mrd. Euro beschert hat, auf geringem Niveau weiterläuft, hat die Bank Anfang Juli das Instrument der Negativzinsen auch im Massengeschäft eingeführt. Zwar bleiben die Zinssätze für die Endkunden wegen der zusätzlichen Marge für die kreditausreichenden Banken und Sparkassen über der Nulllinie, insgesamt aber sind Zinsen in etlichen Programmen gefallen, ob für die Digitalisierung, den altersgerechten Umbau von Wohnhäusern oder für Umwelt- und Klimaschutzvorhaben. Wegen der jüngsten Unwetter erhalten Kommunen sogar Kredite von minus 1% direkt von der KfW.

Wenn die Förderbank am Mittwoch die Zahlen für das zweite Quartal vorlegt, wird sie wohl ein gutes Stück von den Rekordhöhen der jüngeren Vergangenheit entfernt liegen, weil das Corona-Programm seine Hochphase bereits hinter sich hat, während die Negativzinsen vor Juli noch nicht die Breite des Geschäfts erreicht haben. Doch wird die Bank vermutlich gleichwohl viele Kredite zugesagt haben. Das wichtige Programm für energieeffiziente Bau- und Sanierungsvorhaben dürfte nämlich weiterhin wegen der hohen Nachfrage in der privaten Baufinanzierung stark zum Geschäft beigetragen. Das zweite Quartal 2019, also der letzte Vergleichsabschnitt vor der Pandemie mit damals über alle Geschäftsfelder hinweg insgesamt knapp 17 Mrd. Euro, könnte die KfW erneut überflügelt haben.

Ein Signal wird auch der Gewinn der Bank sein:  Nach hohen Wertberichtigungen auf Kredite und Beteiligungen könnte sich nun andeuten, wie tief die Einschläge der Krise tatsächlich waren, während ein solider Gewinn zugleich einen Fingerzeig für die künftige Förderfähigkeit darstellt. Ein Konzerngewinn von 569 Mill. Euro allein im ersten Quartal legt somit nahe, dass für die Förderung noch viel Spielraum besteht.

Die Mittel wird die KfW brauchen, denn nach der Bundestagswahl wird es neue Aufgaben geben, je nach Farbenspiel der künftigen Koalition: Die Unionsparteien kündigen im Wahlprogramm „attraktivere“ Hilfen für energetische Sanierungen an sowie eine Ausweitung des KfW-Wohn­eigentumsprogramms für Familien. Die Grünen wollen das Institut zum Beispiel im Klimawandel zu einer „Transformationsbank“ ausbauen und über sie Hilfen für Mieter und Kreditnehmer in finanzieller Not austeilen. Die SPD will die Bank zu einer „modernen Innovations- und Investitionsagentur“ ausbauen, der FDP schwebt ein Programm für den Dachausbau von Gebäuden vor, die Linke will KfW-Programme für die Erneuerung von Siedlungsbauten der Nachkriegszeit auf mindestens 10 Mrd. Euro pro Jahr aufstocken. Lediglich die AfD will Aufgaben zurücknehmen, indem sie Familien mit KfW-Darlehen in die eigenen vier Wände bringt –  „statt teurer Förderung von Energieeffizienzhäusern“. So oder so: Die Förderbank wird sich wandeln.

Wintels am Ruder

Einen Umbruch erfährt das Institut auch personell. Nach langer Hängepartie bestellte der politisch besetzte Verwaltungsrat im Juni Citigroup-Manager Stefan Wintels zum Bankchef, der ab Anfang Oktober, also wenige Tage nach der Bundestagswahl, an die Spitze rückt, während der amtierende Vorstandsvorsitzende Günther Bräunig kurz darauf in den Ruhestand geht. Inlandschefin Ingrid Hengster, die über Monate hinweg als potenzielle Kandidatin für die Spitze galt, wird die Bank derweil verlassen und künftig Barclays in Deutschland führen. Angesichts des starken Inlandsgeschäfts geht damit bald ein besonders wichtiges Ressort in neue Hände.