US-Banken starten Berichtssaison
Von Stefan Paravicini, New YorkAnspruch und Wirklichkeit liegen bei der Deutschen Bank seit Jahren weit auseinander. Das gilt besonders für das US-Geschäft, das im Zuge des Anfang dieser Woche verkündeten Umbaus radikal geschrumpft wird. Wer sich bereits nach einem neuen Arbeitgeber umschaut, kann sich zum Auftakt der Berichtssaison in der kommenden Woche ein Bild über die wichtigsten US-Konkurrenten der Deutschen Bank machen. Citi macht den AnfangAm Montag legt Citigroup ihre Zahlen zum zweiten Quartal vor. Am Dienstag folgen US-Branchenprimus J.P. Morgan Chase und Wells Fargo sowie die US-Investmentbank Goldman Sachs. Bank of America hat ihren Quartalsbericht für Mittwoch angekündigt, muss sich die Aufmerksamkeit der Investoren aber ebenfalls teilen, da mit US Bancorp und PNC Financial zwei große Regionalbanken Zahlen vorlegen und Bank of New York Mellon ebenfalls im Kalender eingetragen ist. Am Donnerstag steht Morgan Stanley auf dem Programm und macht das halbe Dutzend der wichtigsten US-Institute voll. Neben der Investmentbank hat sich auch Capital One aus der zweiten Reihe angekündigt. Außerdem werden die Zahlen von BB&T und Suntrust erwartet, die sich im größten US-Bankenmerger seit der Finanzkrise zusammenschließen wollen. Die neue Bank soll unter dem etwas eigenwilligen Namen “Truist” in die Spitze der größten US-Regionalbanken vorstoßen.Ebenfalls am Donnerstag gibt mit Blackstone der weltgrößte alternative Assetmanager über das zweite Quartal Auskunft. Am Freitag ist mit BlackRock der weltweit größte Vermögensverwalter an der Reihe. Spätestens zum Wochenende dürfte die aktuelle Verfassung der US-Finanzbranche also geklärt sein.Die gute Nachricht für Deutschbanker auf Arbeitssuche ist, dass die großen US-Banken in der anstehenden Berichtssaison unter den Konzernen im S&P 500 mit am besten abschneiden dürften. Analysten, die von S&P Global Market Intelligence zu ihren Erwartungen befragt wurden, rechnen für die Branche im Schnitt mit einem Ergebnisplus von 4,3 % je Aktie. Keinem anderen Sektor trauen die Marktbeobachter zum Auftakt in die Bilanzsaison mehr zu. Insgesamt erwarten sie für die Gewinne je Aktie im S&P 500 ein Minus von 1,7 %. Es wäre der erste Rückschritt seit 2016, wobei die Experten auch im ersten Quartal bereits einen Rückgang erwartet hatten und positiv überrascht wurden.Die schlechte Nachricht für Investmentbanker und Händler, die vom Stellenabbau bei der Deutschen Bank besonders betroffen sind, ist, dass dieses Geschäft zum Teil wohl auch bei den US-Banken mau gelaufen ist. Mit Blick auf die Erträge im Handel haben Citi, J.P. Morgan und Morgan Stanley schon vor Wochen signalisiert, dass sich die Erträge im zweiten Quartal erneut rückläufig entwickelt haben. Immerhin: Das Investment Banking hat die Schwächen im Handel bei vielen US-Banken zuletzt immer wieder ausgeglichen. Analysten werden sich in der kommenden Woche aber auch für die Folgen der erwarteten Zinssenkung in den USA interessieren. Wells Fargo wird die Frage beantworten müssen, ob Interimschef C. Allen Parker als dauerhafte Lösung bleibt. Goldman Sachs dürfte darauf angesprochen werden, ob es Neuigkeiten zur Untersuchung im Finanzskandal um den malaysischen Staatsfonds 1MDB gibt, die mittlerweile auf die Deutsche Bank ausgeweitet wurde. Investoren können sich unabhängig von den detaillierten Geschäftszahlen darüber freuen, dass die US-Banken nach dem eben bestandenen Stresstest der Notenbank mehr als 100 Mrd. Dollar für Aktienrückkäufe einsetzen werden und ihre Dividenden teils kräftig erhöhen.