Vorfreude auf die Trump-Zeit
Von Sebastian Schmid, FrankfurtWenn am kommenden Freitag gleich drei US-Großbanken ihre Zahlen für das Schlussquartal vorlegen, dürften steigende Erträge für noch bessere Stimmung unter den Investoren sorgen. Die Laune der Anleger im US-Finanzsektor ist dabei ohnehin schon gut. Der designierte US-Präsident Donald Trump will viele Wall-Street-kritische Minister und Behördenleiter durch branchenfreundlichere Kandidaten ersetzen. So gilt seine jüngste Nominierung als klare Abkehr von der strengen Bankenregulierung unter Präsident Barack Obama. Mit Jay Clayton soll ausgerechnet ein Rechtsanwalt, der seit Jahren die Interessen der Finanzindustrie vertritt, zum Chef der Börsenaufsicht Securities and Exchange Commission (SEC) werden. Als erklärter Gegner der Dodd-Frank-Finanzmarktreform ist er für die Banken sicher ein Wunschkandidat, nachdem unter Obama meist Strafverfolger zum Zuge kamen.Zudem wird erwartet, dass Trumps Politik für steigende Inflationsraten sorgt und damit auch weiter steigende Zinsen bringt, die den Banken höhere Einnahmen versprechen. 2016 haben sich die Aktien der Finanzdienstleister im S & P 500 laut Factset um ein Fünftel verteuert. Und knapp die Hälfte des insgesamt bescheidenen Ergebniszuwachses im US-Leitindex während des dritten Quartals geht auf Banken und andere Branchenvertreter zurück, die im Schnitt 8 % mehr verdient haben als in der Vorjahresperiode. Alle sechs Großbanken verdienten dabei mehr, als Analysten ihnen im Vorhinein zugetraut hatten. Skandal bremst Wells FargoEntsprechend positiv sind die Erwartungen an das vierte Quartal. Am Freitag, dem 13. Januar, werden zunächst J.P. Morgan, Bank of America und Wells Fargo ihre Berichte für die Monate Oktober bis Dezember vorlegen. Allen drei Banken trauen die Marktbeobachter im Schnitt steigende Erträge zu. Der kräftigste Anstieg beim Nettoertrag soll mit 7,1 % auf 21,0 Mrd. Dollar Bank of America glücken, während Branchenprimus J.P. Morgan nur ein leichtes Plus prognostiziert wird (siehe Grafik). Ergebnisseitig wird Wells Fargo nach dem Skandal um fiktive Konten trotz eines Ertragsanstiegs ein Rückgang prognostiziert. Bank of America und J.P. Morgan sollten derweil besser verdienen, geht aus Daten von Thomson Reuters hervor.Einen Beitrag zum Ertragsplus dürfte das Handelsgeschäft geliefert haben. Mehrere Banken, darunter auch J.P. Morgan, berichteten im Dezember von einem Anziehen der Wertpapierhandelsgeschäfte. Manager von Citigroup und Bank of America erklärten sogar, sie erwarteten ein zweistelliges Wachstum der Handelsvolumina. Citigroup legt mit Goldman Sachs und Morgan Stanley erst in der darauf folgenden Woche ihren Quartalsbericht vor. Die Zinsanhebung der US-Notenbank Fed im Dezember dürfte derweil zu spät erfolgt sein, um noch nennenswert positiven Einfluss auf die seit Jahren – bezogen auf das erhöhte US-Niveau – niedrigen Zinsmargen zu haben.