Vorfreude auf US-Bankenquartal
Von Sebastian Schmid, New YorkKrieg in Nahost, Ebola-Virus in Afrika, schwächelnde Konjunktur in Europa, lahmendes Wachstum in Asien, Rezession in Brasilien? Die Wall Street machen die Hiobsbotschaften rund um den Globus kaum nervös. Die US-Quartalssaison wird dennoch kräftiges Wachstum bringen, sind Analysten überzeugt. Und kaum jemand soll dabei erfolgreicher abschneiden als die Wall Street selbst.Nach jahrelangen Schrumpfprozessen sollen die Nettoerträge der US-Großbanken im jüngsten Vierteljahr per Ende September endlich wieder steigen. Im Schnitt wird den US-Finanzdienstleistern im S & P 500 laut Factset ein Gewinnzuwachs um 10,5 % zugetraut. Das sind noch einmal 0,2 Prozentpunkte mehr als Ende September. Die Aussichten für die Branche wären sogar noch weit besser, wäre da nicht der 16,7 Mrd. Dollar schwere Vergleich, den Bank of America mit US-Regulierungsbehörden wegen fragwürdiger Praktiken bei Hypothekenverbriefungen geschlossen hat (vgl. BZ vom 22. August).Wenn mit Citigroup, J. P. Morgan, Wells Fargo (alle 14.10.), Bank of America (15.10.), Goldman Sachs (16.10.) und Morgan Stanley (17.10.) in der kommenden Woche die größten sechs US-Banken allesamt ihre Zahlen vorlegen, wird nur bei der Bank of America mit leicht schrumpfenden Nettoerträgen gerechnet (siehe Grafik). Unter dem Strich wird bei der nach Bilanzsumme zweitgrößten US-Bank ein Abrutschen in die roten Zahlen befürchtet. Dabei gibt es vor allem für die Investmentbanken Gründe, positiv auf die abgelaufenen drei Monate zu blicken. Viele Geschäftsbereiche haben sich stabilisiert. Das IPO-Geschäft lief weiter gut. Anders als Facebook wirkte der Alibaba-Börsengang nicht wie ein Stoppschild für alle anderen Börsenaspiranten. Zudem war es für alle M & A-Berater mal wieder ein sensationelles Quartal. Größte M & A-Deals seit 2007Insgesamt wurden Deals im Volumen von 618 Mrd. Dollar geschlossen. Das war über ein Viertel mehr als im zweiten Quartal und sogar über ein Drittel mehr als in der Vorjahresperiode. Seit Jahresbeginn wurden Übernahmen und Fusionen für 2,7 Mrd. Dollar angekündigt – so viele wie zuletzt 2007. Geschlossen wurden dabei allerdings erst Transaktionen über 1,6 Mrd. Dollar, da einige noch verhandelt werden. Damit ist im Schlussquartal sogar noch eine Steigerung drin. Für die Banken dürfte das steigende Beratungshonorare bedeuten – allen voran für Goldman Sachs, J. P. Morgan und Morgan Stanley, die drei führenden M & A-Berater des laufenden Jahres laut Thomson Reuters.