Wohnen-Hauptversammlung im Zeichen des Mietdeckels
Dienstag, 18.6.:Mieterproteste, Kritik am Mietspiegel, Enteignungskampagne, Mietenmoratorium – Diskussionsstoff für die Hauptversammlung des Wohnungsvermieters Deutsche Wohnen gibt es mehr als genug. Vor allem das Eckpunktepapier für einen Mietendeckel in Berlin, über das der Senat am 18. Juni beschließen will, bewegt die Gemüter. Viele Investoren wechselten prompt auf die Verkäuferseite, binnen zwei Tagen verlor der MDax-Titel rund 16 %. Sollten die Vorschläge umgesetzt werden, sähe das Ertragsprofil des Immobilienkonzerns völlig anders aus, warnt die US-Bank Morgan Stanley. Andere Analysten halten die Anlegersorgen für übertrieben. Laut Markus Scheufler von der Deutschen Bank eröffnet die Debatte um einen Mietendeckel in Berlin eine attraktive Kaufgelegenheit. Auch Kai Klose vom Bankhaus Berenberg stuft die Aktie als Buy ein. Der renommierte Analyst schätzt, dass infolge des vorgeschlagenen Mieterschutzpakets das operative Ergebnis von Deutsche Wohnen 2021 um etwa 9 % niedriger ausfallen würde als bisher geschätzt. Abzuwarten bleibt, ob lokale Mieteingriffe rechtlich Bestand hätten. Vermieterverbände und Branchenführer Vonovia machen ernste verfassungsrechtliche Bedenken geltend, weil das Mietrecht bislang als Sache des Bundes gilt, doch gibt es auch andere Einschätzungen dazu. Berlin zählt zu den deutschen Städten mit den größten Mietsteigerungen.Der Aktionär Gerhard Tummuseit hat einen Gegenantrag für die Hauptversammlung gestellt. Er plädiert dafür, die Dividende zu streichen. Der Bilanzgewinn solle für Wiedergutmachungen an “geschädigte Mieter” verwendet werden. hek