Stellenwachstum in Frankfurts Banken hält an
Stellenwachstum in Frankfurts Banken hält an
Helaba prognostiziert leichten Zuwachs auf Höchststand von 69.700 Beschäftigten Ende 2024 – Damit trotzt Mainmetropole dem Deutschlandtrend
Die Banken in Frankfurt schaffen immer weitere Stellen. Unterm Strich sollen es Ende nächsten Jahres 900 mehr sein als noch in diesem Frühjahr, prognostiziert die Helaba in ihrem Finanzplatz-Fokus. Insgesamt knapp 70.000 Menschen werden Banken und Börse dann beschäftigen. Danach geht es aber voraussichtlich bergab.
fir Frankfurt
Die Zahl der Banker in Frankfurt wird zunächst weiter zulegen, obwohl sie im Bundestrend seit Jahren abnimmt. Bis Ende 2024 erwartet die Helaba im Vergleich mit diesem Frühjahr einen Anstieg um 900 Stellen oder 1,3% auf 69.700 Bankbeschäftigte, führt Finanzplatz-Expertin Ulrike Bischoff in dem am Dienstag veröffentlichten Finanzplatz-Fokus aus. Nach diesem gemächlichen Zuwachs sei dann allerdings von einem Beschäftigungsrückgang auszugehen. Berücksichtigt sind die sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Frankfurter Bankensektor und der Börse.
Mehr als erwartet
Den jüngsten verfügbaren Zahlen vom Frühjahr zufolge arbeiteten in den Banken innerhalb der Stadtgrenzen 68.800 Banker und damit mehr als von der Helaba erwartet. Sie sei angesichts vieler ausgeschriebener, aber nicht besetzter Stellen und im Finanzmarkt kolportierter Personalengpässe von einem schwächeren Anstieg der Bankbeschäftigung ausgegangen. Dass es anders kam, führt Bischoff auch darauf zurück, dass in der Beschäftigungsstatistik die Zahl der Betriebe im vergangenen Sommer deutlich zugenommen habe, was im dritten Quartal 2022 ein kräftiges Beschäftigungsplus von 3,1% gegenüber dem Vorjahreszeitraum zur Folge gehabt habe.
Aufwuchs gegen Bundestrend
In Frankfurt wächst die Zahl der Stellen in Banken im langfristigen Trend, derweil es bundesweit ganz anders aussieht. So gab es in der Stadt beispielsweise vor zehn Jahren noch 62.200 Banker und damit 6.600 weniger als in diesem Frühjahr. In der bundesweiten Betrachtung ging hingegen die Beschäftigtenzahl zurück, so laut Deutscher Bundesbank zwischen 2013 und 2019 von 683.000 auf 629.000. Diese Statistik führt sie mittlerweile nicht mehr weiter.
„Die Bankbeschäftigung zeigt sich in Frankfurt seit vielen Jahren solide und weist eine moderate Zyklik auf, während sie in Deutschland weiterhin einem Abwärtstrend folgt“, beschreibt Finanzplatz-Analystin Bischoff das Phänomen. Die Mainmetropole bleibe damit der führende Bankenplatz im Land.
Den Jobeffekt in Frankfurt begründet Bischoff mit der Konzentration auf die Frankfurter Konzernzentralen, in denen rege Nachfrage nach Fachkräften herrsche, die in Sachen Nachhaltigkeit, Digitalisierung und Regulierung bewandert sind. Der Bedarf könne beileibe nicht in absehbarer Zeit gedeckt werden.
Brexit-Effekt läuft aus
Restrukturierungsprogramme, die Jobstreichungen zur Folge haben, und der Brexit-Effekt kämen weitgehend zum Ende, konstatiert die Helaba. Sie geht davon aus, dass der Brexit Frankfurt etwa 3.500 neue Stellen beschert hat.
Je nach Geschäftsstrategie seien aber noch „Nachjustierungen der Mitarbeiterkapazitäten“ zu erwarten, so durch Abbau im Rahmen effizienzsteigernder Maßnahmen von Inlandsbanken und durch Aufbau im Zuge von Expansionsplänen von Auslandsbanken in Europa. „Schließlich gilt Deutschland als attraktiver Markt, und von der Mainmetropole aus werden dank ihrer Sprungbrettfunktion auch Geschäftstätigkeiten in nahe gelegenen Ländern getätigt“, heißt es in der Finanzplatz-Analyse. Weniger betroffen als der Rest des Landes sei die Stadt von Filialabbau, was den Konzentrationsprozess des Bankwesens in Frankfurt noch verstärke.
Arbeitskräftemangel bremst
Bremsend auf den Jobzuwachs wirkt sich der Studie zufolge der Arbeitskräftemangel aus: „Der sich perspektivisch noch beschleunigende Fachkräftemangel ist ein immanentes Problem“, konstatiert die Helaba. Ein demografisch bedingt kleiner werdender Arbeitskräftepool und die um sich greifende Akademisierung der Branche, in welcher der Bedarf an Spezialisten zulasten klassischer Bankmitarbeiter steige, seien herausfordernd. „Vom zunehmenden Fachkräftemangel geht somit ein Bremseffekt für die Entwicklung der Frankfurter Bankbeschäftigung aus“, schreibt Bischoff.
Durchschnittsalter 47 Jahre
Das Durchschnittsalter in der Finanzbranche liegt nach Angaben der Beratungsfirma ZEB bei 47 Jahren. Es werde immer schwerer, Nachwuchskräfte zu finden, auch wenn es zuletzt vielen Instituten gelungen sei, dank intensiven Werbens und neuartiger Auswahlverfahren genügend Auszubildende zu gewinnen.
Die Zahlen zur Bankbeschäftigung weichen von denen der gesamten Finanzindustrie ab, die mit jüngst 83.200 höher liegen und in denen unter anderem auch Fondsgesellschaften berücksichtigt sind. „Abgrenzungen bewegen sich allerdings seit Jahren im Gleichklang“, hält die Studie fest. Die Fokussierung auf die Frankfurter Bankbeschäftigung gehe auf die herausragende Bedeutung der Banken am Standort zurück.